dem
Bilde doch immer eine Hauptzierde, ich meine die mancherlei Wiesenblumen,
die nur eben ueber die Graeser emporragen und sich vom ebenen gruenen Grunde
abheben. Bei der Kraft und Ueppigkeit der ganzen Vegetation ist unter den
Tropen ein solcher Trieb in den Gewaechsen, dass die kleinsten
dicotyledonischen Pflanzen gleich zu Straeuchern werden. Man koennte sagen,
die Liliengewaechse, die unter den Graesern wachsen, vertreten unsere
Wiesenblumen. Sie fallen allerdings durch ihre Bildung stark ins Auge, sie
nehmen sich durch die Mannigfaltigkeit und den Glanz ihrer Farben sehr gut
aus, aber sie wachsen zu hoch und lassen so das harmonische Verhaeltniss
nicht aufkommen, das zwischen den Gewaechsen besteht, die bei uns den Rasen
und die Wiese bilden. Die guetige Natur verleiht unter allen Zonen der
Landschaft einen ihr eigenthuemlichen Reiz des Schoenen.
Man darf sich nicht wundern, dass fruchtbare Inseln so nahe der Kueste
gegenwaertig unbewohnt sind. Nur in der ersten Zeit der Eroberung, als die
Caraiben, die Chaymas und Cumanagotos noch Herrn der Kuesten waren,
gruendeten die Spanier auf Cubagua und Margarita Niederlassungen. Sobald
die Eingeborenen unterworfen oder suedwaerts den Savanen zu gedraengt waren,
liess man sich lieber auf dem Festlande nieder, wo man die Wahl hatte unter
Laendereien und Indianern, die man wie Lastthiere behandeln konnte. Laegen
die kleinen Eilande Tortuga, Blanquilla und Orchilla mitten im Archipel
der Antillen, so waeren sie nicht unangebaut geblieben.
Schiffe mit bedeutendem Tiefgang fahren zwischen Terra Firma und der
suedlichsten der Piritu-Inseln. Da dieselben sehr niedrig sind, so ist ihre
Nordspitze von den Schiffern, die in diesen Strichen dem Lande zufahren,
sehr gefuerchtet. Als wir uns westlich vom Morro von Barcelona und der
Muendung des Rio Unare befanden, wurde das Meer, das bisher sehr still
gewesen, immer unruhiger, je naeher wir Cap Codera kamen. Der Einfluss
dieses grossen Vorgebirges ist in diesem Striche des Meeres der Antillen
weithin fuehlbar. Die Dauer der Ueberfahrt von Cumana nach Guayra haengt
davon ab, ob man mehr oder weniger leicht um Cabo Codera herumkommt.
Jenseits dieses Caps ist die See bestaendig so unruhig, dass man nicht mehr
an der Kueste zu seyn glaubt, wo man (von der Spitze von Paria bis zum
Vorgebirge San Romano) gar nichts von Stuermen weiss. Der Stoss der Wellen
wurde auf unserem Fahrzeug schwer empfunden. Meine Reisegefaehrten litten
sehr; ich
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