steren waren wenigere; da man ihrer aber von verschiedenen Groessen
sah, so war zwischen diesen beiden Classen von Erscheinungen unmoeglich
eine Grenze zu ziehen. Alle Meteore liessen 8--10 Grad lange Lichtstreifen
hinter sich zurueck, was zwischen den Wendekreisen haeufig vorkommt. Die
Phosphorescenz dieser Lichtstreifen hielt 7--8 Secunden an. Manche
Sternschnuppen hatten einen sehr deutlichen Kern von der Groesse der
Jupiterscheibe, von dem sehr stark leuchtende Lichtfunken ausfuhren. Die
Feuerkugeln schienen wie durch Explosion zu platzen; aber die groessten, von
1--1 deg. 13{~PRIME~} Durchmesser, verschwanden ohne Funkenwerfen und liessen
leuchtende, 15--20 Minuten breite Streifen (_'trabes'_) hinter sich. Das
Licht der Meteore war weiss, nicht roethlicht, wahrscheinlich weil die Luft
ganz dunstfrei und sehr durchsichtig war. Aus demselben Grunde haben unter
den Tropen die Sterne erster Groesse beim Aufgehen ein auffallend weisseres
Licht als in Europa.
Fast alle Einwohner von Cumana sahen die Erscheinung mit an, weil sie vor
vier Uhr aus den Haeusern gehen, um die Fruehmesse zu hoeren. Der Anblick der
Feuerkugeln war ihnen keineswegs gleichgueltig; die aeltesten erinnerten
sich, dass dem grossen Erdbeben des Jahres 1766 ein ganz aehnliches Phaenomen
vorausgegangen war. In der indianischen Vorstadt waren die Guaiqueries auf
den Beinen; sie behaupteten, "das Feuerwerk habe um ein Uhr Nachts
begonnen, und als sie vom Fischfang im Meerbusen zurueckgekommen, haben sie
schon Sternschnuppen, aber ganz kleine, im Osten aufsteigen sehen." Sie
versicherten zugleich, auf dieser Kueste seyen nach zwei Uhr Morgens
Feuermeteore sehr selten.
Von vier Uhr an hoerte die Erscheinung allmaehlich auf; Feuerkugeln und
Sternschnuppen wurden seltener; indessen konnte man noch eine
Viertelstunde nach Sonnenaufgang mehrere an ihrem weissen Licht und dem
raschen Hinfahren erkennen. Diess erscheint nicht so auffallend, wenn ich
daran erinnere, dass im Jahr 1788 in der Stadt Popayan am hellen Tage das
Innere der Haeuser durch einen ungeheuer grossen Meteorstein stark
erleuchtet wurde; er ging um ein Uhr Nachmittags bei hellem Sonnenschein
ueber die Stadt weg. Am 26. September 1800, waehrend unseres zweiten
Aufenthalts in Cumana, gelang es Bonpland und mir, nachdem wir die
Immersion des ersten Jupiterstrabanten beobachtet, 18 Minuten nachdem sich
die Sonnenscheibe ueber den Horizont erhoben, den Planeten mit blossem Auge
deutlich zu sehen.
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