lerdings keine allgemeinen Sprachen, wie die der Incas oder
das Guarany, einzufuehren. Aber nachdem ich mich in den Missionen des
suedlichen Amerikas so lange aufgehalten, nachdem ich die Vorzuege und die
Missbraeuche des Regiments der Missionare kennen gelernt, darf ich wohl die
Ansicht aussprechen, dass dieses Regiment nicht so leicht abzuschaffen seyn
wird, ein System, das sich gar wohl bedeutend verbessern laesst und das als
Vorbereitung und Uebergang zu einem unsern Begriffen von buergerlicher
Freiheit entsprechenderen erscheint. Man wird mir einwenden, die Roemer
haben in Gallien, in Baetica, in der Provinz Afrika mit ihrer Herrschaft
schnell auch ihre Sprache eingefuehrt; aber die eingeborenen Voelker dieser
Laender waren keine Wilde. Sie wohnten in Staedten, sie kannten den Gebrauch
des Geldes, sie hatten buergerliche Einrichtungen, die eine ziemlich hohe
Stufe der Cultur voraussetzen. Durch die Lockungen des Waarentausches und
den langen Aufenthalt der Legionen waren sie mit den Eroberern in
unmittelbare Beruehrung gekommen. Dagegen sehen wir der Einfuehrung der
Sprachen der Mutterlaender ueberall fast unueberwindliche Hindernisse
entgegentreten, wo carthaginensische, griechische oder roemische Colonien
auf wirklich barbarischen Kuesten angelegt wurden. Zu allen Zeiten und
unter allen Himmelsstrichen ist Flucht der erste Gedanke des Wilden dem
civilisirten Menschen gegenueber.
Die Sprache der Chaymas schien mir nicht so wohlklingend wie das
Caraibische, das Salivische und andere Orinocosprachen: Namentlich hat sie
weniger in accentuirten Vocalen ausklingende Endungen. Sylben wie _guaz_,
_ez_, _puic_, _pur_ kommen auffallend oft vor. Wir werden bald sehen, dass
diese Endungen zum Theil Flexionen des Zeitworts *seyn* sind, oder aber
Postpositionen, die nach dem Wesen der amerikanischen Sprachen den Worten
selbst einverleibt sind. Mit Unrecht wuerde man diese Rauheit des
Sprachtons dem Leben der Chaymas im Gebirge zuschreiben, denn sie sind
urspruenglich diesem gemaessigten Klima fremd. Sie sind erst durch die
Missionaere dorthin versetzt worden, und bekanntlich war den Chaymas, wie
allen Bewohnern heisser Landstriche, die Kaelte in Caripe, wie sie es
nennen, Anfangs sehr zuwider. Waehrend unseres Aufenthalts im
Kapuzinerkloster haben Bonpland und ich ein kleines Verzeichniss von
Chaymasworten angelegt. Ich weiss wohl, dass der Bau und die grammatischen
Formen fuer die Sprachen weit bezeichnender sind als die Analo
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