l es in den Doerfern, wo sich dieselben unter den armen
Bauern von peruanischem oder mexicanischem Stamm erhalten haben, Menschen
gibt, die nicht weiter zaehlen koennen? Die seltsame Ansicht, nach der so
viele Voelker Amerikas nur bis zu fuenf, zehn oder zwanzig sollen zaehlen
koennen, ist durch Reisende aufgekommen, die nicht wussten, dass die
Menschen, je nach dem Geist der verschiedenen Mundarten, in allen
Himmelsstrichen nach 5, 10 oder 20 Einheiten (das heisst nach den Fingern
Einer Hand, beider Haende, der Haende und Fuesse zusammen) einen Abschnitt
machen, und dass 6, 13 oder 20 auf verschiedene Weise durch fuenf eins, zehn
drei und "Fuss zehn" ausgedrueckt werden. Kann man sagen, die Zahlen der
Europaeer gehen nicht ueber zehen, weil wir Halt machen, wenn eine Gruppe
von zehn Einheiten beisammen ist?
Die amerikanischen Sprachen sind so ganz anders gebaut, als die
Toechtersprachen des Lateinischen, dass die Jesuiten, welche Alles, was ihre
Anstalten foerdern konnte, aufs Sorgfaeltigste in Betracht zogen, bei den
Neubekehrten statt des Spanischen einige indianische sehr reiche, sehr
regelmaessige und weit verbreitete Sprachen, namentlich das Oquichua und das
Guarani, einfuehrten. Sie suchten durch diese Sprachen die aermeren,
plumperen, im Satzbau nicht so regelmaessigen Mundarten zu verdraengen. Und
der Tausch gelang ohne alle Schwierigkeit; die Indianer verschiedener
Staemme liessen sich ganz gelehrig dazu herbei, und so wurden diese
verallgemeinerten amerikanischen Sprachen zu einem bequemen Verkehrsmittel
zwischen den Missionaeren und den Neubekehrten. Mit Unrecht wuerde man
glauben, der Sprache der Incas sey nur darum der Vorzug vor dem Spanischen
gegeben worden, um die Missionen zu isoliren und sie dem Einfluss zweier
auf einander eifersuechtiger Gewalten, der Bischoefe und der Statthalter, zu
entziehen; abgesehen von ihrer Politik hatten die Jesuiten noch andere
Gruende, wenn sie gewisse indianische Sprachen zu verbreiten suchten. Diese
Sprachen boten ihnen ein bequemes Mittel, um ein Band um zahlreiche Horden
zu schlingen, die bis jetzt vereinzelt, einander feindlich gesinnt, durch
die Sprachverschiedenheit geschieden waren; denn in uncultivirten Laendern
bekommen die Dialekte nach mehreren Jahrhunderten nicht selten die Form
oder doch das Aussehen von Ursprachen.
Wenn es heisst, ein Daene lerne leichter Deutsch, ein Spanier leichter
Italienisch oder Lateinisch als jede andere Sprache, so meint man
zunae
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