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sah, wenn der hunderttheilige Thermometer noch auf 18 Grad stand. Im
Innern sind die Huetten der Indianer aeusserst sauber. Ihr Bettzeug, ihre
Schilfmatten, ihre Toepfe mit Manioc oder gegohrenem Mais, ihre Bogen und
Pfeile, Alles befindet sich in der schoensten Ordnung. Maenner und Weiber
baden taeglich, und da sie fast immer nackt gehen, so kann bei ihnen die
Unreinlichkeit nicht aufkommen, die beim gemeinen Volk in kalten Laendern
vorzugsweise von den Kleidern herruehrt. Ausser dem Haus im Dorfe haben sie
meist auf ihren _'Conucos'_, an einer Quelle oder am Eingang einer recht
einsamen Schlucht, eine mit Palm- und Bananenblaettern gedeckte Huette von
geringem Umfang. Obgleich sie auf dem Conuco weniger bequem leben, halten
sie sich doch dort auf, so oft sie nur koennen. Schon oben gedachten wir
ihres unwiderstehlichen Triebs, die Gesellschaft zu fliehen und zum Leben
in der Wildniss zurueckzukehren. Die kleinsten Kinder entlaufen nicht selten
ihren Eltern und ziehen vier, fuenf Tage in den Waeldern herum, von
Fruechten, von Palmkohl und Wurzeln sich naehrend. Wenn man in den Missionen
reist, sieht man haeufig die Doerfer fast ganz leer stehen, weil die
Einwohner in ihren Gaerten sind oder auf der Jagd, _al monte_. Bei den
civilisirten Voelkern fliesst wohl die Jagdlust zum Theil aus denselben
moralischen Quellen, aus dem Reiz der Einsamkeit, dem angebotenen
Unabhaengigkeitstrieb, dem tiefen Eindruck, den die Natur ueberall auf den
Menschen macht, wo er sich ihr allein gegenueber sieht.
Entbehrung und Leiden sind auch bei den Chaymas, wie bei allen
halbbarbarischen Voelkern, das Loos der Weiber. Die schwerste Arbeit faellt
ihnen zu. Wenn wir die Chaymas Abends aus ihrem Garten heimkommen sahen,
trug der Mann nichts als das Messer (_machette_), mit dem er sich einen
Weg durch das Gestraeuch bahnt. Das Weib ging gebueckt unter einer
gewaltigen Last Bananen und trug ein Kind auf dem Arm, und zwei andere
sassen nicht selten oben auf dem Buendel. Trotz dieser gesellschaftlichen
Unterordnung schienen mir die Weiber der suedamerikanischen Indianer
gluecklicher als die der Wilden im Norden. Zwischen den Aleghanis und dem
Mississippi werden ueberall, wo die Eingeborenen nicht groesstentheils von
der Jagd leben, Mais, Bohnen und Kuerbisse nur von den Weibern gebaut; der
Mann gibt sich mit dem Ackerbau gar nicht ab. In der heissen Zone gibt es
nur sehr wenige Jaegervoelker, und in den Missionen arbeiten die Maenner im
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