n ihre gefaehrliche Wanderung fort. Ihre
muehselige Arbeit macht einen trostlosen Eindruck. Das Ergebnis ist ein
unfruchtbarer Formalismus.
Kant wollte das Wissen beseitigen, um dem Glauben Raum zu schaffen. Haette
er diesen Gedanken weiter verfolgt, dann wuerde er zu einer Wuerdigung der
geschichtlichen Erkenntnisse gekommen sein, die wir bei dem grossen Denker
vermissen. Denn die Glaubensueberzeugungen gehoeren zu den geschichtlichen
Erkenntnissen. Fuer unsere modernen Formalisten hat dieser Gedanke Kants
keinen Wert, sie empfinden ihn als des grossen Kant unwuerdig. Folgerichtig
darf man darum auch bei ihnen keine Wuerdigung der geschichtlichen
Erkenntnisse erwarten. Es scheint oft, als ob sie durch die
Erkenntniskritik nur der vergoetterten Naturwissenschaft freie Bahn machen
wollen und als ob diese an die Stelle des realen Inhalts der Philosophie
treten soll. Und doch ist der Erkenntnis- und Bildungswert der
Naturwissenschaft, wie wir zeigen werden, viel geringer als der der
Geschichte.
Die gegensaetzliche Trennung des Erkennens und seines Gegenstandes fuehrte
Kant zu dem Unbegriff des Dinges an sich oder des Gegenstandes, wie er
unerkannterweise ist. Unsere Formalisten moechten dieses caput mortuum der
Kantischen Spekulation am liebsten beseitigen oder durch den
transcendentalen Gegenstand, die Regel der Vorstellungsverknuepfung
ersetzen -- da das Ding an sich nach ihrer Meinung die Grundvoraussetzung
aller Metaphysik bildet. Waere das der Fall, dann muesste man freilich aller
Metaphysik entsagen. Denn das Ding an sich ist in der That ein ungereimter
Begriff. Aber gerade die Aufrechthaltung der metaphysischen Bedeutung des
Erkennens und sie allein macht, wie wir zeigen werden, die Beseitigung des
Dinges an sich moeglich.
Die Scheu vor der Metaphysik ist noch viel verbreitet; sie ist eine
Nachwirkung der sensualistischen Psychologie und der formalistischen
Logik. Aber die Anzeichen einer Entwicklung des philosophischen Denkens,
die der Metaphysik guenstig ist, mehren sich. Viele bekennen sich
rueckhaltlos zur Metaphysik und treten mutig fuer sie ein. Sie moechten
nicht, dass ein formalistischer Logismus die Stelle des sensualistischen
Psychologismus einnaehme. Auch der formalistische Logismus kann wie der
sensualistische Psychologismus nur eine voruebergehende Entwicklungsphase
der Philosophie sein. Die Logik bedarf notwendig zu ihrem Unterbaue einer
Auseinandersetzung ueber die Wahrheit im alten Sinne, und di
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