en, die sie zu befolgen hat,
voraus. Was Erkennen heisst, koennen wir nur bestimmen, wenn wir wissen,
was Wahrheit ist (Definition der Wahrheit), wie wir sie erreichen koennen
(Kennzeichen der Wahrheit), welche Regeln wir zu diesem Zwecke beobachten
muessen (Gesetze des Erkennens). Die Untersuchungen ueber den Begriff der
Wahrheit, ueber das Kennzeichen der Wahrheit und ueber die Gesetze des
Erkennens, wie ich sie in der vorliegenden Schrift dargestellt habe,
machten seit 1896 den ersten Teil meiner in jedem Sommer gehaltenen
Vorlesungen ueber Logik aus. Sie erscheinen hier um ein Betraechtliches
vermehrt, naemlich um den ganzen vierten Abschnitt dieser Schrift, der vom
Umfange unsers Wissens handelt. In diesem Abschnitte beantworten wir die
zweite Frage der Erkenntnistheorie: Was koennen wir erkennen? waehrend die
Untersuchungen ueber die Definition der Wahrheit, das Kennzeichen der
Wahrheit und die Gesetze des Erkennens, die drei ersten Abschnitte dieser
Schrift umfassend, die erste Frage der Erkenntnistheorie: Was heisst
Erkennen zu beantworten suchen.
Die Auffassung der Logik als erkenntnistheoretischer Disciplin ist eine
Wendung zum Besseren. Allein ruecksichtlich dessen, was Erkenntnistheorie
zu leisten hat und leisten kann, gehen die Meinungen weit auseinander. Das
Erkennen im gewoehnlichen von allen wissenschaftlichen Forschern mit
Ausnahme einiger Erkenntnistheoretiker angenommenen Sinne hat eine
_metaphysische_ Bedeutung. Die Wahrheit ist ein metaphysischer Begriff.
Was wahr ist, ist nur wahr, weil es fuer alle Zeit und darum fuer die
Ewigkeit gilt. Nur darum gilt es auch fuer alle Denkenden. Wirklich ist
etwas nur, weil es an diesem Ewigkeitscharakter der Wahrheit teilnimmt.
Diesem Begriff der Wahrheit moechten viele um jeden Preis aus dem Wege
gehen, obgleich er in jeder ernstgemeinten Behauptung wiederkehrt und
natuerlich von allen wissenschaftlichen Forschern ausser einigen
Erkenntnistheoretikern, wenn auch unbewusst, festgehalten wird. Man greift
zu allerlei Kunststuecken, beginnt mit der Umdeutung und endet mit der
Wegdeutung dieses Begriffs -- alles aus Scheu vor der Metaphysik. Man hat
das Gefuehl, diese Forscher wandern an einem Abgrunde in bestaendiger
Furcht, in ihn hineinzufallen. Der Abgrund heisst Metaphysik. Oft werden
sie vom Schwindel ergriffen und fallen wirklich hinein. Der Begriff der
Wahrheit laesst sich eben nicht unterdruecken. Aber alsbald arbeiten sie
sich wieder in die Hoehe und setze
|