wird Ruhe sein, im
Osten und im Norden."
"Wir haben keine Schiffe gegen Byzanz," sprach Witichis.
"Und die Franken sind sieben wider Einen gegen uns," sagte Hildebrand.
"Aber wacker meinst du's, Hildebad. Sage, was raetst du, Witichis?"
"Ich rate einen Bund, mit Schwueren beschwert, mit Geiseln gesichert aller
Nordstaemme gegen die Griechen."
"Du glaubst an Treue, weil du selber treu. Mein Freund, nur die Goten
koennen den Goten helfen. Man muss sie nur wieder daran erinnern, dass sie
Goten sind. Hoert mich an. Ihr alle seid jung und liebt allerlei Dinge und
habt vielerlei Freuden. Der eine liebt ein Weib, der andre die Waffen, der
dritte irgend eine Hoffnung oder auch irgend einen Gram, der ihm ist wie
eine Geliebte. - Aber glaubt mir, es koemmt eine Zeit, - und die Not kann
sie euch noch in jungen Tagen bringen -, da all diese Freuden und selbst
Schmerzen wertlos werden wie welke Kraenze vom Gelag von gestern.
Da werden denn viele weich und fromm und vergessen des was auf Erden und
trachten nach dem was hinter dem Grabe ist. Ich kann's nicht und ihr,
mein' ich, und viele von uns koennen's auch nicht. Die Erde lieb' ich mit
Berg und Wald und Weide und strudelndem Strom und das Leben darauf mit
heissem Hass und langer Liebe, mit zaehem Zorn und stummem Stolz. Von jenem
Luftleben da droben in den Windwolken, wie's die Christenpriester lehren,
weiss ich nichts und will ich nichts wissen. Eins aber bleibt dem Mann, dem
rechten, wenn alles andre dahin. Ein Gut, von dem er nimmer laesst. Seht
mich an. Ich bin ein entlaubter Stamm, alles hab' ich verloren was mein
Leben erfreute: mein Weib ist tot seit vielen Jahren, meine Soehne sind
tot, meine Enkel sind tot: bis auf Einen, der ist schlimmer als tot: - der
ist ein Welscher worden. Dahin und lang vermodert sind sie alle, mit denen
ich ein kecker Knabe und ein markiger Mann gewesen, und schon steigt meine
erste Liebe und mein letzter Stolz, mein grosser Koenig, muede in sein Grab.
Nun seht, was haelt mich noch im Leben? Was giebt mir Mut, Lust, Zwang zu
leben? Was treibt mich Alten wie einen Juengling in dieser Sturmnacht auf
die Berge? Was lodert hier unter dem Eisbart heiss in lauter Liebe, in
stoerrigem Stolz und in trotziger Trauer? Was anders als der Drang, der
unaustilgbar in unsrem Blute liegt, der tiefe Drang und Zug zu meinem
Volk, die Liebe, die lodernde, die allgewaltige, zu dem Geschlechte, das
da Goten heisst, und das die suesse, heimliche, herrliche Spra
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