Ich sollte dich hassen. Ich hasse dich auch. Und doch muss ich
dir folgen willenlos. Wie der Vogel dem Auge der Schlange. Und du legst
meine Hand, _diese_ Hand, in die Hand jenes Schurken. Sage, du Frevler,
welches ist diese Macht?"
Cethegus schwieg unaufmerksam. Endlich sagte er, sich zuruecklehnend:
"Gewohnheit, Rusticiana, Gewohnheit."
"Jawohl, Gewohnheit! Gewohnheit einer Sklaverei, die besteht, seit ich
denken kann. Dass ich als Maedchen den schoenen Nachbarssohn bewunderte, war
natuerlich; dass ich glaubte, du liebtest mich, war verzeihlich: du kuesstest
mich ja. Und wer konnte - damals! - wissen, dass du nicht lieben kannst.
Nichts: kaum dich selbst. Dass die Gattin des Boethius diese wahnsinnige
Liebe nicht erstickte, die du wie spielend wieder anfachtest, war eine
Suende, aber Gott und die Kirche haben sie mir verziehen. Doch, dass ich
jetzt noch, nachdem ich jahrzehntelang deine herzlose Tuecke kenne, nachdem
die Glut der Leidenschaft erloschen in diesen Adern, dass ich jetzt noch
blindlings deinem daemonischen Willen folgen muss, - das ist eine Thorheit
zum Lautauflachen."
Und sie lachte hell und fuhr mit der Rechten ueber die Stirn. Der Priester
hielt in seiner wirtlichen Beschaeftigung inne, und sah verstohlen auf
Cethegus; er war gespannt. Cethegus lehnte das Haupt rueckwaerts an den
Marmorsims und umfasste mit der Rechten den Pokal, der vor ihm stand:
"Du bist ungerecht, Rusticiana," sagte er ruhig. "Und unklar. Du mischest
die Spiele des Eros in die Werke der Eris und der Erinnyen. Du weisst es,
dass ich der Freund des Boethius war. Obwohl ich sein Weib kuesste.
Vielleicht ebendeshalb. Ich sehe darin nichts Besonderes und du: - nun dir
haben es ja Silverius und die Heiligen vergeben. Du weisst ferner, dass ich
diese Goten hasse, wirklich hasse, dass ich den Willen und - vor andern -
die Faehigkeit habe, durchzusetzen, was dich jetzt ganz erfuellt: deinen
Vater, den du geliebt, deinen Gatten, den du geehrt hast, an diesen
Barbaren zu raechen. Du gehorchst daher meinen Winken. Und du thust daran
sehr klug. Denn du hast zwar ein sehr bedeutendes Talent, Raenke zu
schmieden. Aber deine Heftigkeit truebt oft deinen Blick. Sie verdirbt
deine feinsten Plaene. Also thust du wohl, kuehlerer Leitung zu folgen. Das
ist alles. - Aber jetzt geh. Deine Sklavin kauert schlaftrunken im
Vestibulum. Sie glaubt dich in der Beichte, bei Freund Silverius. Die
Beichte darf nicht gar zu lange waehren. Auch haben wir noc
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