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t, der, die schweren Falten aufhebend, berichtete, der Kranke, eben aus langem Schlummer erwacht, habe ihn fortgeschickt, um mit dem alten Hildebrand allein zu sein: dieser wich nie von seiner Seite. Sechstes Kapitel. Das Schlafgemach Theoderichs, schon von den Kaisern zu gleichem Zweck benutzt, zeigte die duestre Pracht des spaeten roemischen Stils. Die ueberladenen Reliefs an den Waenden, die Goldornamentik der Decke schilderte noch Siege und Triumphzuege der roemischen Konsuln und Imperatoren: heidnische Goetter und Goettinnen schwebten stolz darueber hin: ueberall in der Architektur und Dekoration waltete drueckender Prunk. Dazu bildete einen merkwuerdigen Gegensatz das Lager des Gotenkoenigs in seiner schlichten Einfachheit. Kaum einen Fuss vom Marmorboden erhob sich das ovale Gestell von rohem Eichenholz, das wenige Decken fuellten. Nur der koestliche Purpurteppich, der die Fuesse verhuellte, und das Loewenfell mit goldnen Tatzen, ein Geschenk des Vandalenkoenigs aus Afrika, das vor dem Bette lag, bekundete die Koenigshoheit des Kranken. Alles Geraet, das sonst das Gemach erfuellt, war prunklos, schlicht, fast barbarisch schwer. An einer Saeule im Hintergrund hing der eherne Schild und das breite Schwert des Koenigs, seit vielen Jahren nicht mehr gebraucht. Am Kopfende des Lagers stand, gebeugten Hauptes, der alte Waffenmeister, die Zuege des Kranken sorglich pruefend: dieser, auf den linken Arm gestuetzt, kehrte ihm das gewaltige, das majestaetische Antlitz zu. Sein Haar war spaerlich und an den Schlaefen abgerieben durch den langjaehrigen Druck des schweren Helmes, aber noch glaenzend hellbraun, ohne irgend graue oder weisse Spuren. Die maechtige Stirn, die blitzenden Augen, die stark gebogene Nase, die tiefen Furchen der Wangen sprachen von grossen Aufgaben und von grosser Kraft, sie zu loesen und machten den Eindruck des Gesichts koeniglich und hehr: aber die wohlwollende Weichheit des Mundes bekundete, trotz dem grimmen und leise ergrauenden Bart, jene Milde und friedliche Weisheit, mit welcher der Koenig ein Menschenalter lang fuer Italien eine goldne Zeit zurueckgefuehrt und sein Reich zu einer Bluete erhoben hatte, die damals schon Sprichwort und Sage feierten. Lang liess er mit Huld und Liebe das goldbraune Adlerauge auf dem riesigen Krankenwart ruhen. Dann reichte er ihm die magre, aber nervige Rechte. "Alter Freund," sagte er, "nun wollen wir Abschied nehmen."
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