u ihn schon gesehen." Das Maedchen ueberlegte, dass
sie Athalarich versprochen, seinen Ungehorsam nicht an die Aerzte gelangen
zu lassen. Aber auch sonst widerstrebte es ihrem Gefuehl, die Begegnung
dieses Morgens zu entweihen, zu verraten.
Sie wich daher der Frage aus und sagte: "Wenn der Koenig sich sogar seiner
Mutter, der Regentin, widersetzt, wird er sich nicht von einem jungen
Maedchen beherrschen lassen." - "Goldne Einfalt!" laechelte Cethegus und
liess das Gespraech ruhen, solang das Kind anwesend war. Aber insgeheim
trieb er Rusticianen, zu veranlassen, dass ihre Tochter den Koenig fortan
haeufig sehe und spreche.
Dies ward moeglich, da sich dessen Befinden jetzt rasch besserte. Und wie
aeusserlich, wurde er innerlich zusehends maennlicher, fester und reifer: es
war, als ob das Widerstreben gegen Cethegus ihm Leib und Seele kraeftige.
So verbrachte er bald wieder viele Stunden in den weiten Anlagen des
Gartens. Dort war es, wo ihn seine Mutter und die Familie des Boethius in
den Abendstunden haeufig trafen.
Und waehrend Rusticiana die Huld der Regentin mit voller Freundschaft zu
erwidern schien und aufmerksam ihren vertrauenden Mitteilungen lauschte,
um sie woertlich dem Praefekten wieder erzaehlen zu koennen, wandelten die
jungen Leute vor ihnen her durch die schattigen Gaenge des Gartens.
Oft auch bestieg die kleine Gesellschaft eine der leichten Gondeln in
jenem Hafen und Athalarich steuerte wohl selbst eine Strecke ins blaue
Meer hinaus, nach einer der kleinen, gruenbuschigen Inseln, die nicht weit
vor der Bucht lagen. Auf dem Heimweg aber spannte man die purpurnen Segel
auf und liess sich von dem frischen Westwind, der sich bei Sonnenuntergang
zu erheben pflegte, langsam und muehelos zuruecktragen. -
Oft waren es auch der Koenig und Kamilla allein, die, nur von Daphnidion
begleitet, sich dieser Wanderungen im Gruenen und auf den Wellen erfreuten.
Wohl sah Amalaswintha darin die Gefahr, dadurch die Neigung ihres Sohnes,
die ihr nicht entgangen war, zu steigern. Aber vor allen andern Erwaegungen
segnete sie dankbar den guenstigen Einfluss, den dieser Umgang
augenscheinlich auf ihren Sohn uebte: er wurde in Kamillas Naehe ruhiger,
heiterer und war dann auch weicher gegen seine Mutter, der er sonst oft
heftig und schroff gegenueber trat.
Auch beherrschte er sein Gefuehl mit einer Sicherheit, die bei dem
reizbaren Kranken doppelt befremdete: und endlich wuerde die Regentin, im
Fall sich diese Lie
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