ir fehlte.
Endlich, endlich hier in Neapolis, der bluehenden goettergesegneten Stadt
hab' ich gefunden, was ich unbewusst ueberall vermisst und immer gesucht.
Nicht tote Weisheit: warmes, lebendiges Glueck," (- er hat eine Geliebte!
nun endlich, du sproeder Hippolyt, Dank euch, Eros und Anteros! -) "o, mein
Lehrer, mein Vater! weisst du, welch ein Glueck es ist, ein Herz, das dich
ganz versteht, zum erstenmal dein eigen nennen?" (- "ah, Julius," seufzte
der Praefekt mit einem seltnen Ausdruck weicher Empfindung, "ob ich es
wusste!" -) "Dem du die ganze volle Seele offen zeigen magst? O, wenn du's
je erfahren, preise mich, opfre Zeus dem Erfueller endlich: zum erstenmal
hab' ich einen Freund."
"Was ist das?" rief Cethegus unwillig aufspringend mit einem Blick
eifersuechtigen Schmerzes, "der Undankbare!"
"Denn, das fuehlst du wohl, ein Freund, ein Herzensvertrauter fehlte mir
bis jetzt. Du, mein vaeterlicher Lehrer" -
Cethegus warf die Tafeln auf den Schildpatttisch und machte einen hastgen
Gang durchs Zimmer. "Thorheit!" sagte er dann ruhig, nahm den Brief auf
und las weiter -
"Du, soviel aelter, weiser, besser, groesser als ich - du hast mir eine
solche Wucht von Dank und Verehrung auf die junge Seele geladen, dass sie
sich dir nie ohne Scheu oeffnen konnte. Auch hoerte ich oft mit Zagen, wie
du solche Weichheit und Waerme mit aetzendem Witze verhoehntest: ein scharfer
Zug um deinen stolzen festgeschlossenen Mund hat solche Gefuehle in mir in
deiner Naehe stets getoetet wie Nachtfrost die ersten Veilchen" (- "nun,
aufrichtig ist er!" -) "Jetzt aber hab' ich einen Freund gefunden: offen,
warm, jung, begeistert wie ich und nie gekannte Wonne ist mein Teil. Wir
haben nur Eine Seele in zwei Koerpern: die sonnigen Tage, die mondsilbernen
Naechte wandeln wir miteinander durch diese elyseischen Gefilde und finden
kein Ende der gefluegelten Worte. - Aber ich muss ein Ende finden dieses
Briefs. Er ist ein Gote" (- "auch noch," sagte Cethegus ungehalten,) "und
heisst Totila." -
Cethegus liess die Hand mit dem Brief einen Augenblick sinken, er sagte
nichts, nur die Augen schloss er einen Moment, dann las er ruhig nochmal:
"Und heisst Totila!
Als ich am Tage nach meiner Ankunft in Neapolis durch das Forum des
Neptunus schlenderte und an der Bogenwoelbung eines Hauses die Statuen
bewunderte, die ein Bildhauer dort zum Kaufe ausgestellt, stuerzt
urploetzlich aus der Thuer auf mich los ein graukoepfiger Mann mit eine
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