"Ein gefaehrlicher Mann!" sagte Narses.
"Eine Stunde darauf kam die Nachricht von der Rueckkehr Amalaswinthens und
alles blieb beim alten. Der schwarze Teja aber hatte geschworen, Rom zu
einer Viehweide zu machen, wenn es einen Tropfen Gotenblut vergossen. All'
das hab ich auf meiner absichtlich zoegernden Kuestenfahrt bis nach
Brundusium erfahren. Aber noch Besseres hab' ich zu melden. Nicht nur
unter den Roemern, unter den Goten selbst hab' ich eifrige Freunde von
Byzanz gefunden, ja unter den Gliedern des Koenigshauses."
"Das waere!" rief Justinian. "Wen meinst du?"
"In Tuscien lebt, reichbeguetert, Fuerst Theodahad, Amalaswinthens Vetter."
"Jawohl, der letzte Mann im Haus der Amalungen, nicht wahr?"
"Der letzte. Er und noch viel mehr Gothelindis, sein kluges, aber boeses
Gemahl, die stolze Baltentochter, hassen aufs gruendlichste die Regentin:
er, weil sie seiner masslosen Habsucht, mit der er all' seiner Nachbarn
Grundbesitz an sich zu reissen sucht, entgegentritt: sie, aus Gruenden, die
ich nicht entdecken konnte: ich glaube, sie reichen in die Maedchenzeit der
beiden Fuerstinnen zurueck - genug, ihr Hass ist toedlich. Diese beiden nun
haben mir zugesagt, dir in jeder Weise Italien zurueckgewinnen helfen zu
wollen: ihr genuegt es, scheint's, die Todfeindin vom Thron zu stuerzen: er
freilich fordert reichen Lohn."
"Der soll ihm werden."
"Seine Hilfe ist deshalb wichtig, weil er schon halb Tuscien besitzt - das
Adelsgeschlecht der Woelsungen hat den andern Teil - und spielend in unsre
Haende bringen kann: dann aber, weil er, wenn Amalaswintha faellt, ihr auf
den Thron zu folgen Aussicht hat. Hier sind Briefe von ihm und von
Gothelindis. Aber lies vor allem das Schreiben der Regentin - ich glaube,
es ist sehr wichtig."
Fuenfzehntes Kapitel.
Der Kaiser zerschnitt die Purpurschnuere der Wachstafel und las: "An
Justinian, den Imperator der Roemer, Amalaswintha, der Goten und Italier
Koenigin!"
"Der Italier Koenigin," lachte Justinian, "welch' verrueckter Titel!"
"Durch Alexandros, deinen Gesandten, wirst du erfahren, wie Eris und Ate
in diesem Lande hausen. Ich gleiche der einsamen Palme, die von
widerstreitenden Winden zerrissen wird. Die Barbaren werden mir taeglich
feindseliger, ich ihnen taeglich fremder, die Roemer aber, soviel ich mich
ihnen naehere, werden mir nie vergessen, dass ich germanischen Stammes. Bis
jetzt habe ich entschlossenen Geistes allen Ge
|