en Osten, - trotz Belisars
tapfrem Schwert, - verloren, deine Grenzen durch einen siebenfachen Guertel
von Festungen vom Euphrat bis zum Araxes zu schirmen. Und hast du dies
Notwendige alles vollbracht - und ich fuerchte sehr, du kannst es nicht
vollbringen! - dann magst du versuchen, wozu der Ruhm dich lockt."
Justinianus schuettelte leicht das Haupt. "Du bist mir nicht erfreulich,
Narses," sagte er bitter.
"Das weiss ich laengst," sprach dieser ruhig.
"Und nicht unentbehrlich!" rief Belisar stolz. "Kehre dich nicht, mein
grosser Kaiser, an diese kleinen Zweifler! Gieb mir die dreissigtausend und
ich wette meine rechte Hand, ich erobre dir Italien."
"Und ich wette meinen Kopf," sagte Narses, "was mehr ist, dass Belisar
Italien nicht erobern wird, nicht mit dreissig-, nicht mit sechzig-, nicht
mit hunderttausend Mann."
"Nun," fragte Justinian, "und wer soll's dann koennen und mit welcher
Macht?"
"Ich," sagte Narses, "mit achtzigtausend."
Belisar ergluehte vor Zorn: er schwieg, weil er keine Worte fand.
"Du hast dich doch bei allem Selbstgefuehl sonst nie so hoch ueber deinen
Gegner gestellt," sprach der Jurist.
"Und thu's auch jetzt nicht, Tribonian. Sieh, der Unterschied ist der:
Belisarius ist ein grosser Held, der bin ich nicht. Aber ich bin ein grosser
Feldherr - und siehe, das ist Belisarius nicht. Die Goten aber wird nur
ein grosser Feldherr ueberwinden."
Belisarius richtete sich in seiner ganzen stolzen Hoehe auf und presste die
Faust krampfhaft um seinen Schwertknauf. Es war als wollte er dem Krueppel
neben ihm den Kopf zerdruecken. Der Kaiser sprach fuer ihn: "Belisar kein
grosser Feldherr! Der Neid verblendet dich, Narses."
"Ich beneide Belisar um nichts, nicht einmal," seufzte er leise, "um seine
Gesundheit. Er waere ein grosser Feldherr, wenn er nicht ein so grosser Held
waere. Er hat noch jede Schlacht die er verlor, aus zu viel Heldentum
verloren."
"Das kann man von dir nicht sagen, Narses," warf Belisar bitter ein.
"Nein, Belisarius, denn ich habe noch nie eine Schlacht verloren."
Eine ungeduldige Antwort Belisars ward abgeschnitten durch den Velarius,
der, den Vorhang aufhebend, meldete:
"Alexandros, den du nach Ravenna gesendet, o Herr, ist seit einer Stunde
gelandet und fraegt -"
"Herein mit ihm, herein!" rief der Kaiser, hastig von seiner Kline
aufspringend. Ungeduldig winkte er dem Gesandten, von seiner Proskynesis
sich zu erheben: "Nun Alexandros, du koemmst allein
|