ebentes Kapitel.
Mehrere Wochen darauf finden wir den ernsten Praefekten in einem Kreise,
der sehr wenig zu seinem hohen Trachten, ja zu seinem Alter zu passen
schien.
In dem seltsamen Nebeneinander von Heidentum und Christentum, das in den
ersten Jahrhunderten nach der Konstantiner Bekehrung das Leben und die
Sitten der Roemerwelt mit grellen Widerspruechen erfuellte, spielte besonders
die friedliche Mischung von Festen der alten und der neuen Religion eine
auffallende Rolle. Neben den grossen Feiertagen des christlichen
Kirchenjahres bestanden auch noch groesstenteils die froehlichen Feste der
alten Goetter fort, wenn auch meist ihrer urspruenglichen Bedeutung, ihres
religioesen Kernes beraubt.
Das Volk liess sich etwa den Glauben an Jupiter und Juno nehmen und die
Kultushandlungen und die Opfer, aber nicht die Spiele, die Feste, die
Taenze und Schmaeuse, die mit jenen Handlungen verbunden waren; und die
Kirche war von jeher klug genug, zu dulden, was sie nicht aendern konnte.
So wurden ja sogar die echt heidnischen Lupercalien, mit welchen sich
derber Aberglaube und wuester Unfug aller Art verband, erst im Jahre
vierhundertsechsundneunzig - und nur mit Muehe - abgeschafft.
Viel laenger natuerlich behaupteten sich harmlose Feste wie die Floralien,
die Palilien und zum Teil haben sich ja manche von ihnen in den Staedten
und Doerfern Italiens mit veraenderter Bedeutung bis auf diese Stunde
erhalten. So waren denn die Tage der Floralien gekommen, die, frueher auf
der ganzen Halbinsel, als ein Fest besonders der froehlichen Jugend, mit
lauten Spielen und Taenzen gefeiert, auch in jenen Tagen noch wenigstens
mit Schmaus und Gelage begangen wurden.
Und so hatten sich denn die beiden Licinier und ihr Kreis von jungen
Rittern und Patriziern an dem Hauptfesttag der Floralien zu einem
Symposion zusammen bestellt, fuer welches jeder der Gaeste, wie bei unsern
"Picknicks," seinen Beitrag in Speisen oder Wein zu liefern hatte. Die
Froehlichen versammelten sich bei dem jungen Kallistratos, einem
liebenswuerdigen und reichen Griechen aus Korinth, der sich im Genuss
kuenstlerischer Musse zu Rom niedergelassen und nahe bei den Gaerten des
Sallust ein geschmackvolles Haus gebaut hatte, das als der Mittelpunkt
heitern Lebensgenusses und feiner Bildung galt. Ausser dem reichen Adel
Roms verkehrten dort vornehmlich die Kuenstler und Gelehrten: und dann auch
jene Schichten der roemischen Jugend, denen ueber ihren Rossen und Wa
|