r jungen Seele. Soll die Tochter des Boethius die
Buhle des Tyrannen werden?"
Laut aufschreiend fuhr Rusticiana zurueck: was in den letzten Tagen wie
eine boese Ahnung in ihr aufgestiegen, ward ihr gewiss mit diesem Einen
Wort: noch einen Blick warf sie auf den Mann, der das Grausame gesprochen
und hinwegeilte sie, zornig die Faust um das Flaeschchen geballt.
Ruhig sah ihr Cethegus nach. "Nun, Prinzlein, wollen wir sehen. Du warst
rasch, ich bin rascher. - Es ist eigen," sagte er dann, die Falten seiner
Toga herabziehend, "ich glaubte laengst nicht mehr, noch solche heftige
Regung empfinden zu koennen. Jetzt hat das Leben wieder einen Reiz. Ich
kann wieder streben, hoffen, fuerchten. Sogar hassen. Ja, ich hasse diesen
Knaben, der sich unterfaengt, mit der kindischen Hand in meine Kreise zu
tappen. Er will mir trotzen - meinen Gang aufhalten, er stellt sich kuehn
in meinen Weg: Er - mir! wohlan, so trag' er denn die Folgen."
Und langsam schritt er aus dem Gemach und wandte sich nach dem Audienzsaal
der Regentin, wo er sich absichtlich der versammelten Menge zeigte und
durch die eigne Sicherheit den bestuerzten Herzen der Hofleute einige Ruhe
wiedergab. Er sorgte dafuer, zahlreicher Zeugen fuer all' seine Schritte an
diesem verhaengnisvollen Tag sich zu versichern. Beim Sinken der Sonne ging
er mit Cassiodor und einigen andern Roemern, seine Verteidigung fuer den
naechsten Tag beratend, in den Garten, in dessen Laubgaengen er sich umsonst
nach Kamilla umsah.
Diese war, sowie sie Cassiodors Bericht zu Ende gehoert, in den Hof des
Palastes geeilt, wo sie zu dieser Stunde den Koenig mit den andern jungen
Goten seines Hofes beim Waffenspiel zu treffen hoffte. Nur sehen wollte
sie ihn, noch nicht ihn sprechen und ihm zu Fuessen ihr grosses Unrecht
abbitten. Sie hatte ihn verabscheut, von sich gestossen, ihn als mit dem
Blut ihres Vaters befleckt gehasst - ihn, der sich fuer diesen Vater
geopfert, der ihre Brueder gerettet hatte!
Aber sie fand ihn nicht im Hof. Die wichtigen Ereignisse des Tages hielten
ihn in seinem Arbeitszimmer fest. Auch seine Waffengesellen fochten und
spielten heute nicht: in dichten Gruppen beisammenstehend, priesen sie
laut den Mut ihres jungen Koenigs.
Mit Wonne sog Kamilla dieses Lob ein: stolz erroetend, selig traeumend
wandelte sie in den Garten und suchte dort an allen seinen
Lieblingsstaetten die Spuren des Geliebten. Ja, sie liebte ihn: kuehn und
freudig gestand sie sich's ein: er hatt
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