k nur,
wer ich bin und wie du mich gefunden.
Wo die letzten Siedelungen unseres Gotenvolks den Saum der Alpen umguerten,
hoch auf den Felsschroffen der Scaranzia, wo die junge Isara schaeumend aus
den Steinklueften ins offne Land der Bajuwaren bricht, da steht meines
Vaters stiller Oedhof. Nichts kannt' ich da als die strenge Arbeit des
Sommers auf den einsamen Almen, des Winters in der rauchgeschwaerzten Halle
am Rocken mit den Maegden. Frueh starb die Mutter und den Bruder haben die
Welschen erstochen. So wuchs ich einsam auf, allein mit dem alten Vater,
der so treu, aber auch so hart und verschlossen wie seine Felsen. Da sah
ich nichts von der Welt, die rechts und links von unsern Bergen lag. Nur
hoch von oben sah ich manchmal neugierig, wie ein Saumross mit Salz oder
Wein unten in der Thalschlucht des Weges zog. Da sass ich wohl manchen
schimmervollen Sommerabend auf der zackigen Kulm des hohen Arn. Und sah
der Sonne nach, wie sie so herrlich niedersank weit drueben ueberm Licus:
und ich dachte, was sie wohl alles gesehen den langen Sommertag, seit sie
aufstieg drueben ueberm breiten Oenus. Und dass ich wohl auch wissen moechte,
wie's aussieht ueber dem Karwaendel. Oder gar drueben, hinter dem
Brennusberg, wo der Bruder hinueberzog und nie mehr wiederkam. Und doch
fuehlte ich, wie schoen es sei droben in meiner gruenen Einsamkeit, wo ich
den Steinadler pfeifen hoerte aus dem nahen Horst und wo ich praechtige
Blumen brach, wie sie nicht wuchsen unten in der Ebene und auch wohl
einmal des Nachts den Bergwolf vor meiner Stallthuer heulen hoerte und mit
dem Kienbrand scheuchte.
Und auch in dem fruehen Herbst, in den langen Wintern hatte ich Musse, still
in mich hineinzusinnen: wann um die hohen Tannen die weissen Nebelschleier
spannen, wann der Bergwind die Felsbloecke von unserem Strohdach riss und
die Schneestuerze von den Schroffen donnernd niedergingen. So wuchs ich
auf, fremd in der Welt jenseit der naechsten Waelder, nur zu Hause in der
stillen Welt meiner Gedanken, und in dem engen Bauernleben.
Da kamest du - ich weiss es noch wie heute" - und sie hielt an, in
Erinnerung verloren.
"Ich weiss es auch noch genau," sagte Witichis. "Ich fuehrte eine
Hundertschaft zur Abloesung von Juvavia nach der Augustastadt am Licus -
ich war vom Weg und meinen Leuten abgekommen: lang war ich den schwuelen
Sommertag pfadlos umhergeirrt - da sah ich Rauch aufsteigen ueberm
Tannenhang und bald fand ich das versteckte Gehoeft
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