die alles erhellt. Welche Wunder der Formen, der Farben
trinkt das Auge und atmen die entzueckten Sinne! Das ist der Zauber, der
uns ewig locken und ewig verderben wird."
Die tiefe und edle Erregung des jungen Koenigs blieb nicht ohne Eindruck
auf Kamilla. Die tragische Gewalt dieser Gedanken ergriff ihr Herz: aber
sie wollte nicht ergriffen sein. Sie wehrte sich gegen ihre weicher
werdende Empfindung. Sie sagte kalt: "Ein ganzes Volk gegen Verstand und
Einsicht vom Zauber angezogen?" und kalt und zweifelnd sah sie ihn an.
Aber sie erschrak: denn wie Blitze loderte es aus den dunkeln Augen des
Juenglings und die lang zurueckgehaltne Glut brach ploetzlich aus den Tiefen
seiner Seele: "Ja, sag' ich dir, Maedchen!" rief er leidenschaftlich. "Ein
ganzes Volk kann eine thoerichte Liebe, einen suessen, verderblichen
Wahnsinn, eine toedliche Sehnsucht pflegen so gut wie - so gut wie ein
einzelner. Ja, Kamilla, es giebt eine Gewalt im Herzen, die, staerker als
Verstand und Wille, uns sehenden Auges ins Verderben reisst. Aber du weisst
das nicht! Und moegest du's nie erfahren. Niemals. Leb wohl!"
Und rasch wandte er sich und bog rechts vom Tempel in den dichten Laubgang
von rankendem Wein, der ihn sofort vor Kamilla wie vor den Fenstern des
Schlosses verbarg.
Sinnend blieb das Maedchen stehen.
Seine letzten Worte klangen seltsam fort in ihren Gedanken: lange sah sie
traeumend ins offene Meer hinaus und mit wundersam gemischter Empfindung,
mit verwandelter Stimmung, kehrte sie endlich wieder dem Schlosse zu.
Achtes Kapitel.
Noch am naemlichen Tage fand sich Cethegus bei den Frauen ein. Er war in
wichtigen Geschaeften von Rom herbeigeeilt und kam soeben aus dem
Regentschaftsrat, der in des kranken Koenigs Gemach gehalten wurde.
Verhaltner Zorn lagerte auf seinen herben Zuegen.
"Ans Werk, Kamilla," sprach er heftig. "Ihr saeumt zu lang. Dieser vorlaute
Knabe wird immer herrischer. Er trotzt mir und Cassiodor und seiner
schwachen Mutter selbst. Er verkehrt mit gefaehrlichen Leuten. Mit dem
alten Hildebrand, mit Witichis und ihren Freunden. Er schickt Briefe und
empfaengt Briefe hinter unsrem Ruecken. Er hat es durchgesetzt, dass die
Koenigin nur noch in seiner Gegenwart den Rat der Regentschaft beruft. Und
in diesem Rat kreuzt er all' unsre Plaene. Das muss aufhoeren. So oder so." -
"Ich hoffe nicht mehr, Einfluss auf den Koenig zu gewinnen," sagte Kamilla
ernst. - "Weshalb? hast d
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