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wirst du ihn verwandelt sehen." - "Es waere Zeit," meinte Cethegus; "aber
auf was vertraust du?" - "Auf ein Mittel, das noch nie getaeuscht hat."
"Du wirst ihm doch kein Liebestraenklein brauen?" laechelte der Praefekt. -
"Allerdings, das werd' ich thun; das hab' ich schon gethan." - Jener sah
sie spoettisch an: "Auch bei dir solcher Aberglaube, bei der Witwe des
grossen Philosophen Boethius! In Liebeswahn sind alle Weiber gleich!"
"Nicht Wahn und Aberglaube," sagte Rusticiana ruhig. "Seit mehr als
hundert Jahren lebt das Geheimnis in unsrer Familie. Ein aegyptisch Weib
hat es dereinst am Nil meine Ureltermutter gelehrt. Und es hat sich
bewaehrt. Kein Weib unseres Hauses hat ohne Erhoerung geliebt." - "Dazu
braucht's keinen Zauber," meinte der Praefekt: "ihr seid ein schoenes
Geschlecht." - "Spare deinen Spott. Der Trank wirkt unfehlbar und wenn er
bis heute nicht wirkte -" - "So hast du wirklich - Unvorsichtige! wie
konntest du unvermerkt?" - "Am Abend, wann er vom Spaziergang oder von der
Gondelfahrt mit uns zurueckkommt, nimmt er einen Becher gewuerzten
Falerners. Der Arzt hat es ihm verordnet: es sind Tropfen arabischen
Balsams darin. Der Becher steht immer bereit auf dem Marmortisch vor dem
Venustempel. Dreimal schon gelang es, den Trank hineinzuschuetten." -
"Nun," meinte Cethegus, "es hat bis jetzt nicht sonderlich gewirkt." -
"Daran ist nur deine Ungeduld die Ursache. Die Kraeuter muessen im Neumond
gebrochen werden - ich wusste das wohl. Aber, gedraengt von deinen
Mahnungen, versucht' ich's schon im Vollmond und du siehst, es wirkte
nicht." - Cethegus zuckte die Achseln. - "Aber gestern Nacht trat Neumond
ein. Ich war nicht muessig mit meiner goldnen Schere und wenn er jetzt
trinkt -" "Eine zweite Locusta! Nun, mein Trost sind Kamillas schoene
Augen. Weiss sie von deinen Kuensten?"
"Kein Wort zu ihr! Sie wuerde das nie dulden. Stille, sie kommt." Das
Maedchen trat ein in lebhafter Erregung, die lieblichen Wangen geroetet,
eine Flechte des dunklen Haares war losgegangen und spielte um den feinen
Nacken.
"Saget mir, ihr, die ihr klug seid und menschenerfahren, sagt mir, was
soll ich denken? Ich komme aus dem Schiff. O, er hat mich nie geliebt! der
Hochmuetige, er bemitleidet, er bedauert mich! Nein, das ist nicht das
rechte Wort. Ich kann es mir nicht deuten." Und in Thraenen ausbrechend,
barg sie das Haupt am Halse der Mutter. - "Was ist geschehen, Kamilla?"
fragte Cethegus. - "Schon oft," begann sie
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