emer drueckten sich
rasch an Cethegus vorbei, vermeidend, mit ihm zu sprechen. Nur Cassiodor
schritt fest auf ihn zu, legte die Hand auf seine Schulter, sah ihm
pruefend ins Auge und fragte dann: "Cethegus, kann ich dir helfen?" -
"Nein, ich helfe mir selbst," sprach dieser, entzog sich ihm und schritt
allein und stolzen Ganges hinaus.
Zehntes Kapitel.
Der heftige Schlag, den der junge Koenig so unerwartet gegen den ganzen
Grundbau der Regentschaft gefuehrt hatte, erfuellte bald den Palast und die
Stadt mit Staunen, mit Schrecken oder Freude. Zu der Familie des Boethius
brachte die erste bestimmte Kunde Cassiodor, der Rusticianen zum Trost der
erschuetterten Regentin beschied. Mit Fragen bestuermt erzaehlte er den
ganzen Hergang ausfuehrlich: und so bestuerzt oder unwillig er darueber war,
auch aus seinem feindlichen Bericht leuchteten die Kraft, der Mut des
jungen Fuersten unverkennbar hervor. Mit Begierde lauschte Kamilla jedem
seiner Worte: Stolz, Stolz auf den Geliebten - der Liebe gluecklichstes
Gefuehl - erfuellte maechtig ihre ganze Seele.
"Es ist kein Zweifel," schloss Cassiodor mit Seufzen, "Athalarich ist unser
entschiedenster Gegner: er steht ganz zu der gotischen Partei, zu
Hildebrand und seinen Freunden. Er wird den Praefekten verderben. Wer haette
das von ihm geglaubt! Immer muss ich daran denken, Rusticiana, wie so ganz
anders er sich bei dem Prozess deines Gatten benahm."
Kamilla horchte hoch auf.
"Damals gewannen wir die Ueberzeugung, er werde zeitlebens der gluehendste
Freund, der eifrigste Vertreter der Roemer sein." - "Ich weiss davon
nichts," sagte Rusticiana. - "Es ward vertuscht. Das Todesurteil war
gesprochen ueber Boethius und seine Soehne. Vergebens hatten wir alle,
Amalaswintha voran, die Gnade des Koenigs angerufen: sein Zorn war
unausloeschlich. Als ich wieder und wieder ihn bestuermte, fuhr er zornig
auf und schwur bei seiner Krone, der solle es im tiefsten Kerker buessen,
der ihm noch einmal mit einer Fuerbitte fuer die Verraeter nahe. Da
verstummten wir alle. Nur Einer nicht. Nur Athalarich, der Knabe, liess
sich nicht schrecken, er weinte und flehte und hing sich an seines
Grossvaters Knie.
Kamilla erbebte: der Atem stockte ihr.
"Und nicht liess er ab, bis Theoderich in hoechstem Zorn emporfuhr, ihn mit
einem Schlag in den Nacken von sich schleuderte und den Wachen uebergab.
Der ergrimmte Koenig hielt seinen Eid. Athalarich ward in den K
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