der Heiligen zu leiten: ich hab' ihn nicht mehr seit dieser
Stunde. Dein sei die Fuehrung, ich folge. Gelobe nur das Eine: Freiheit der
roemischen Kirche - freie Papstwahl." - "Jawohl," sagte Cethegus, "sowie
nur erst Silverius Papst geworden. Es gilt." - Der Priester schied mit
einem Laecheln auf den Lippen, aber schwere Gedanken im Herzen. "Geht,"
sagte Cethegus nach einer Pause, den Dreien nachblickend, "ihr werdet
keinen Tyrannen stuerzen: - ihr braucht einen Tyrannen!" Dieser Tag, diese
Stunde wurden entscheidend fuer Cethegus: fast ohne seinen Willen ward er
durch die Ereignisse fortgetrieben zu neuen Stimmungen und Anschauungen,
zu Zielen, die er sich bisher nie mit solcher Klarheit vorgesteckt, oder
doch nie als mehr denn Traeume, die er sich als Ziele eingestanden hatte.
Er erkannte sich in diesem Augenblick als alleinigen Herrn der Lage: er
hatte die beiden grossen Parteien der Zeit, die Gotenregierung und ihre
Feinde, die Verschwornen, voellig in seiner Hand. Und in der Brust dieses
gewaltigen Mannes wurde die Haupttriebfeder, die er seit Jahrzehnten fuer
gelaehmt erachtet, ploetzlich wieder in maechtigste Thaetigkeit gesetzt: der
unbegrenzte Drang, ja das Beduerfnis, _zu herrschen_, machte sich mit einem
Male alle Kraefte dieses reichen Lebens dienstbar und trieb sie an zu
heftiger Bewegung.
Cornelius Cethegus Caesarius war der Abkoemmling eines alten und unermesslich
reichen Geschlechts, dessen Ahnherr den Glanz seines Hauses als Feldherr
und Staatsmann Caesars in den Buergerkriegen gegruendet: - man sagte, er sei
ein Sohn des grossen Diktators gewesen. - Unser Cethegus hatte von der
Natur die vielseitigsten Anlagen und die gewaltigsten Leidenschaften und
durch seine gewaltigen Reichtuemer die Mittel erhalten, jene aufs
grossartigste zu entfalten, diese aufs grossartigste zu befriedigen. Er
empfing die sorgfaeltigste Bildung, die damals einem jungen Adligen Roms
gegeben werden konnte.
Er uebte sich bei den ersten Lehrern in den schoenen Kuensten. Er trieb zu
Berytus, zu Alexandrien, zu Athen in den besten Schulen mit glaenzenden
Erfolgen das Studium des Rechts, der Geschichte, der Philosophie.
Aber all das befriedigte ihn nicht. Er fuehlte den Hauch des Verfalls in
aller Kunst und Wissenschaft seiner Zeit. Die Philosophie insbesondre
vermochte nur die letzten Reste des Glaubens in ihm zu zerstoeren, ohne ihm
irgend welche Befriedigung in positiven Ergebnissen zu gewaehren. Als er
von seinen Studien zu
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