zen Gotenvolk
der einzige, der mich, wenn nicht durchschaut, doch ahnt. Und ich weiss
nicht, ob er mich mehr fuerchtet oder mehr hasst. Das waere mir ziemlich
gleichgueltig, wenn der Verwegne mir nicht sehr entschieden und sehr
erfolgreich entgegenarbeitete. Sein Wort wiegt natuerlich schwer bei seiner
Mutter. Oft schwerer als das meine. Und er wird immer aelter, reifer,
gefaehrlicher. Sein Geist ueberfluegelt maechtig seine Jahre. Er nimmt
ernstlichen Teil an den Beratungen der Regentschaft. Jedesmal spricht er
gegen mich. Oft siegt er. Erst neulich hat er es gegen mich durchgesetzt,
dass der schwarzgallige Teja den Befehl der gotischen Truppen in Rom
erhielt, in meinem Rom! Kurz, der junge Koenig wird hoechst gefaehrlich. Und
ich hatte bisher nicht einen Schatten von Gewalt ueber ihn. Zu seinem
Verderben liebt er Kamilla. Durch sie wollen wir den Unbeherrschbaren
beherrschen."
"Nimmermehr!" rief Rusticiana. "Nie, so lang ich atme. Ich an den Hof des
Tyrannen! Mein Kind die Geliebte Athalarichs! des Boethius Tochter! Sein
blutger Schatte wuerde -"
"Willst du diesen Schatten raechen? Ja! willst du die Goten verderben? Ja!
Also musst du wollen, was dahin fuehrt." - "Nie, bei meinem Eide!" - "Weib,
reize mich nicht. Trotze mir nicht. Du kennst mich! Bei deinem Eide! Wie?
Hast du mir nicht Gehorsam geschworen, blinden, unbedingten, wie ich dir
Rache verheissen? Hast du's nicht geschworen auf die Gebeine der Heiligen,
dich und deine Kinder verflucht fuer den Eidbruch? Man sieht sich vor bei
euch Weibern. Gehorche oder zittre fuer deine Seele."
"Entsetzlicher! Soll ich all meinen Hass dir, deinen Plaenen opfern?"
"Mir? Wer spricht von mir? _Deine_ Sache fuehr' ich. _Deine_ Rache vollend'
ich: _Mir_ haben die Goten nichts zuleid gethan. _Du_ hast mich aufgestoert
von meinen Buechern. Du hast mich aufgerufen, diese Amaler zu vernichten.
Willst du nicht mehr? Auch gut! Ich kehre zurueck zu Horatius und der Stoa!
Leb wohl."
"Bleib, bleibe. Aber soll denn Kamilla das Opfer werden?"
"Wahnsinn! Athalarich soll es werden. Sie soll ihn ja nicht lieben, sie
soll ihn nur beherrschen. Oder," fuegte er, sie scharf ansehend, hinzu,
"fuerchtest du fuer ihr Herz?" - "Deine Zunge erlahme! Meine Tochter? _ihn_
lieben? eher erwuerg' ich sie mit diesen Haenden."
Aber Cethegus war nachdenklich geworden.
Es ist nicht um das Maedchen, sagte er zu sich selbst. Was liegt an ihr!
Aber wenn sie ihn liebt - und der Gote ist schoen, geis
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