Aber nicht um
der Plaene des Praefekten willen. So schuettelte sie nur schweigend das Haupt
zur Antwort. Und sie senkte die Augen.
Jetzt erreichten die Strahlen der Sonne die Hoehe, auf der die beiden
standen. Der alte Tempel und das Erz der Statuen schimmerten im
Morgenlicht. Und eine breite Strasse von zitterndem Gold bahnte sich von
Osten her ueber die spiegelglatte Flut. "Sieh, wie schoen!" rief Athalarich,
fortgerissen von dem Eindruck. "Sieh die Bruecke von Licht und Glanz."
Sie blickte teilnehmend hinaus. "Weisst du noch, Kamilla?" fuhr er
langsamer fort, wie in Erinnerungen verloren und ohne sie anzusehen,
"weisst du noch, wie wir hier als Kinder spielten? Traeumten? Wir sagten:
die goldne Strasse, von Sonnenstrahlen auf die Flut gezeichnet, fuehre zu
den Inseln der Seligen." -
"Zu den Inseln der Seligen!" wiederholte Kamilla. Im stillen bewunderte
sie, mit welcher Zartheit und edlen Leichtigkeit er, jeden Gedanken an
ihre letzte Begegnung fern haltend, mit ihr in einer Weise verkehrte, die
sie voellig entwaffnete. "Und schau, wie dort die Statuen glaenzen: das
wundersame Paar, Aeneas und - Amala! Hoere, Kamilla, ich habe dir
abzubitten." Lebhaft schlug ihr Herz. Jetzt wollte er der Ausschmueckung
der Villa, der Quelle gedenken. Das Blut stieg ihr in die Wangen. Sie
schwieg in peinlicher Erwartung. Aber ruhig fuhr der Juengling fort: "Du
weisst, wie oft wir, du die Roemerin, ich der Gote, an diesem Ort in
Wettreden den Ruhm und den Glanz und die Art unserer Voelker priesen. Dann
standest du unter dem Aeneas und sprachst mir von Brutus und Camillus, von
Marcellus und den Scipionen. Ich aber, an meines Ahnherrn Amala Schild
gelehnt, ruehmte Ermanarich und Alarich und Theoderich. Aber du sprachst
besser als ich. Und oft, wenn der Schimmer deiner Helden mich zu
ueberstrahlen drohte, lachte ich deiner Toten und rief: "das Heute und die
lebendige Zukunft ist meines Volkes!""
"Nun, und jetzt?" - "Ich spreche nicht mehr so. Du hast gesiegt, Kamilla!"
Aber indem er so sprach, schien er so stolz wie nie zuvor. Und dieser
ueberlegne Ausdruck empoerte die Roemerin. Sie war ohnehin gereizt durch die
unnahbare Ruhe, mit welcher der Fuerst, auf dessen Leidenschaft man solche
Plaene gebaut, ihr gegenueberstand. Sie begriff diese Ruhe nicht. Sie hatte
ihn gehasst, weil er es gewagt, ihr seine Liebe zu zeigen. Und jetzt lebte
dieser Hass auf, weil er es vermochte, diese Liebe zu verbergen. Mit der
Absicht, ihm weh zu th
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