fangen,
mit Sklaven und Sklavinnen umgeben und in dieselben Raeume des Palastes
eingefuehrt, die sie ehedem bewohnt. Freudig begruessten sie die Roemer.
Aber der Zorn der Goten, die in Boethius und Symmachus undankbare Verraeter
verabscheuten, wurde durch diese Massregeln, die eine stillschweigende
Verurteilung Theoderichs zu enthalten schienen, schwer gereizt. Die
letzten Freunde des grossen Koenigs verliessen grollend den verwelschten
Hof. -
Einstweilen hatten die Zeit, die Zerstreuungen der Reise und der Ankunft
Kamillas Aufregung gemildert. Und ihr Zorn konnte sich um so eher
beschwichtigen als ihr viele Wochen zu Ravenna verstrichen, ehe sie
Athalarich begegnete. Denn der junge Koenig war gefaehrlich erkrankt.
Am Hof erzaehlte man, er habe bei einem Aufenthalt zu Aretium, - er wollte
dort, mit geringer Begleitung, der Bergluft, der Baeder und der Jagd
geniessen - in den Waeldern von Tifernum in der Hitze der Jagd einen kalten
Trunk aus einer Felsenquelle gethan und sich dadurch einen heftigen Anfall
seines alten Leidens zugezogen.
Thatsache war, dass ihn sein Gefolge an jener Quelle bewusstlos
niedergesunken gefunden hatte.
Die Wirkung dieser Erzaehlung auf Kamilla war seltsam. Zu dem Hass gegen
Athalarich trat jetzt ein Zug von leisem Bedauern. Ja eine Art von
Selbstanklage. Aber andrerseits dankte sie dem Himmel, dass durch diese
Krankheit eine Begegnung hinausgeschoben wurde, die sie jetzt in Ravenna
nicht minder fuerchtete als sie dieselbe, da sie noch fern von ihm in
Tifernum war, lebhaft herbeigewuenscht hatte. Und wenn sie jetzt in den
weiten Anlagen des herrlichen Schlossgartens einsam wandelte, hatte sie
immer und immer wieder zu bewundern, mit welcher Sorgfalt das kleine
Guetchen des Corbulo diesem Muster nachgebildet worden war.
Tage und Wochen vergingen.
Man vernahm nichts von dem Kranken, als dass er zwar auf dem Weg der
Besserung, aber noch streng an seine Gemaecher gebunden sei. Aerzte und
Hofleute, die ihn umgaben, priesen ihr oft seine Geduld und Kraft in den
heftigsten Schmerzen, seine Dankbarkeit fuer jeden kleinen Liebesdienst,
seine edle Milde. Aber wenn sie ihr Herz ertappte, wie gern es diesen
Lobesworten lauschte, sagte sie heftig zu sich selbst:
"Und meines Vaters Ermordung hat er nicht gehindert!" und ihre Brauen
zogen sich zusammen und sie legte heimlich die geballte Faust auf das
pochende Herz.
In einer heissen Nacht war Kamilla nach langem friedlosen Wachen endlich
g
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