en Erinnerungen, und noch mehr von dem Gefuehl des Dankes gegen so
zarte Freundschaft, sank sie schluchzend in freudiger Wehmut auf den
weichen Teppichen des Lectus zusammen. Kaum konnte sie Daphnidion
beruhigen. "Es giebt noch edle Herzen, noch Freunde fuer das Haus des
Boethius," rief sie wieder und wieder. Und sie sandte das innigste Gebet
des Dankes gegen Himmel. -
Als am Tage darauf die Mutter eintraf, war sie kaum weniger ergriffen von
der seltsamen Ueberraschung.
Sogleich schrieb sie nach Rom an Cethegus und fragte, welcher Freund ihres
Gatten wohl in diesem geheimnisvollen Wohlthaeter zu suchen sei? Es war ihr
eine stille Hoffnung, an ihn selbst dabei zu denken. Aber der Praefekt
schuettelte nachdenklich den Kopf ueber ihren Brief und schrieb ihr zurueck:
er kenne niemand, an den ihn diese zartfuehlende Weise mahnen koenne. Sie
moege scharf jede Spur beachten, die zur Loesung des Raetsels fuehren koenne.
Es sollte sich bald genug enthuellen. -
Kamilla wurde nicht muede, den Garten zu durchstreifen und immer neue
Aehnlichkeiten mit seinem trauten Vorbild zu entdecken. Oft fuehrten sie
diese Gaenge ueber den Park hinaus und in den anstossenden Bergwald. Dabei
pflegte sie die muntre Daphnidion zu begleiten, die ihr gleiche Jugend und
treue Anhaenglichkeit rasch zur Vertrauten gemacht. Wiederholt hatte diese
der Patrona bemerkt, ein Waldgeist muesse ihnen nachschleichen. Denn
vielfach knacke es hoerbar in den Bueschen und rausche im Grase hinter oder
neben ihnen. Und doch sei nirgends Mensch oder Tier zu sehen. Aber Kamilla
lachte ihres Aberglaubens und noetigte sie immer wieder in die gruenen
Schatten der Ulmen und Platanen hinaus.
Eines Tages entdeckten die Maedchen, vor der Hitze tiefer und tiefer in die
Kuehle des Waldes fluechtend, eine lebhafte Quelle, die reichlich und klar
von dunkeln Porphyrfelsen traufte. Doch sie rieselte ohne bestimmtes
Rinnsal und muehsam mussten die Durstenden die einzelnen Silbertropfen
erhaschen. "Wie Schade," rief Kamilla, "um das koestliche Nass! Da haettest
du die Tritonenquelle sehen sollen im Pinetum zu Ravenna. Wie anmutig
sprudelte der Strahl aus den aufgeblasenen Backen des bronzenen Meergotts
und fiel gesammelt in eine breite Muschel von braunem Marmor, wie Schade!"
Und sie gingen weiter.
Nach einigen Tagen kamen beide wieder an die Stelle.
Daphnidion, die voranschritt, blieb ploetzlich laut aufschreiend stehen und
wies sprachlos mit dem Finger auf die Quelle. D
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