Wort des Tadels
erlaubten, als rohe Barbaren allmaehlich vom Hof entfernen, die Gelder, die
fuer Kriegsschiffe, Rosse, Ausruestung der gotischen Heere bestimmt waren,
fuer Wissenschaften und Kuenste oder auch fuer die Verschoenerung, Erhaltung
und Sicherung Roms verwenden: - kurz, er war ihr behilflich in allem, was
sie ihrem Volk entfremden, ihre Regierung verhasst und ihr Reich wehrlos
machen konnte. Und hatte er selbst einen Plan, immer wusste er seine
Verhandlungen mit der Fuerstin so zu wenden, dass sich diese fuer die
Urheberin ansehen musste und ihn zu dem Vollzug seiner geheimsten Wuensche
als _ihrer_ Auftraege befehligte.
Fuenftes Kapitel.
Begreiflicherweise bedurfte es, um solchen Einfluss zu gewinnen und zu
pflegen, haeufigeren Aufenthalts am Hof, laengerer Abwesenheit von Rom als
seine dortigen Interessen vertrugen. Deshalb strebte er danach, in die
Naehe der Koenigin Persoenlichkeiten zu bringen, die ihm diese Muehe zum Teil
ersparen koennten, die ihn immer gut unterrichten und warm vertreten
sollten. Die Frauen von mehreren gotischen Edeln, welche grollend Ravenna
verliessen, mussten in der Umgebung Amalaswinthens ersetzt werden und
Cethegus trug sich mit dem Gedanken, bei dieser Gelegenheit Rusticiana,
die Tochter des Symmachus, die Witwe des Boethius an den Hof zu bringen.
Die Aufgabe war nicht leicht. Denn die Familie dieser als Hochverraeter
hingerichteten Maenner war in Ungnade aus der Koenigsstadt verbannt. Vor
allem musste daher die Koenigin umgestimmt werden fuer sie.
Dies freilich gelang alsbald, indem die Grossmut der edeln Frau gegen das
so tief gefallne Haus wachgerufen wurde. Dazu kam, dass sie an die niemals
vollbewiesene Schuld von zwei edeln Roemern nie von Herzen hatte glauben
moegen, deren einen, den Gatten Rusticianas, sie als grossen Gelehrten und
in manchen Gebieten als ihren Lehrer verehrte. Endlich wusste Cethegus zu
betonen, wie gerade diese That, sei es der Gerechtigkeit, sei es der
Gnade, die Herzen all' ihrer roemischen Unterthanen ruehren muesse. So war
die Regentin leicht gewonnen, Gnade zu erteilen. Viel schwerer ward die
stolze und leidenschaftliche Witwe des Verurteilten bewogen, diese Gnade
anzunehmen. Denn Wut und Rachedurst gegen das Koenigshaus erfuellten ihre
ganze Seele und Cethegus musste sogar fuerchten, ihr unbeherrschbarer Hass
koennte sich in der steten Naehe der "Tyrannen" leicht verraten. Wiederholt
hatte Rusticiana trotz
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