s mag sich beruhigen. Es geht mir
selbst mit mir nicht besser als dir. Nur die Tropfen sind durchsichtig." -
"In der That," fuhr der Priester ausholend fort, "der Schluessel zu deinem
Wesen muss sehr tief liegen. Sieh zum Beispiel die Genossen unsres Bundes.
Von jedem laesst sich sagen, welcher Grund ihn dazu gefuehrt hat. Der hitzige
Jugendmut einen Licinius: der verrannte, aber ehrliche Rechtssinn einen
Scaevola: mich und die andern Priester - der Eifer fuer die Ehre Gottes."
"Natuerlich," sagte Cethegus trinkend.
"Andere treibt der Ehrgeiz: oder die Hoffnung, bei einem Buergerkrieg ihren
Glaeubigern die Haelse abzuschneiden, oder auch die Langeweile ueber den
geordneten Zustand dieses Landes unter den Goten oder eine Beleidigung
durch einen der Fremden, die allermeisten der natuerliche Widerwille gegen
die Barbaren und die Gewoehnung, nur im Kaiser den Herrn Italiens zu sehen.
Bei dir aber schlaegt keiner dieser Beweggruende an und" -
"Und das ist sehr unbequem, nicht wahr? Denn mittels Kenntnis ihrer
Beweggruende beherrscht man die Menschen? Ja, ehrwuerdiger Gottesfreund, ich
kann dir nicht helfen. Ich weiss es wirklich selbst nicht, was mein
Beweggrund ist. Ich bin selbst so neugierig darauf, dass ich es dir
herzlich gern sagen und mich - beherrschen lassen wollte, wenn ich es nur
entdecken koennte. Nur das Eine fuehl' ich: diese Goten sind mir zuwider.
Ich hasse diese vollbluetigen Gesellen mit ihren breiten Flachsbaerten.
Unausstehlich ist mir das Glueck dieser brutalen Gutmuetigkeit, dieser
naiven Jugendlichkeit, dieses alberne Heldentum, diese ungebrochnen
Naturen. Es ist eine Unverschaemtheit des Zufalls, der die Welt regiert,
dieses Land, - nach einer solchen Geschichte, - mit Maennern wie - wie du
und ich - von diesen Nord-Baeren beherrschen zu lassen." Unwillig warf er
das Haupt zurueck, drueckte die Augen zu und schluerfte einen kleinen Trunk
Weines. "Dass die Barbaren fort muessen," sprach der andere, "darueber sind
wir einig. Und fuer mich ist damit alles erreicht. Denn ich will ja nur die
Befreiung der Kirche von diesen irrglaeubigen Barbaren, welche die
Goettlichkeit Christi leugnen und nur einen Halbgott aus ihm machen. Ich
hoffe, dass alsdann der roemischen Kirche der Primat im ganzen Gebiet der
Christenheit, der ihr gebuehrt, unbestritten zufallen wird. Aber solange
Rom in der Hand der Ketzer liegt, waehrend der Bischof von Byzanz von dem
allein rechtglaeubigen und rechtmaessigen Kaiser gestuetzt
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