ch - ich meine fuer meinen Sohn - vereidigen,
die wichtigsten Thore und Plaetze besetzen, Senat und Adel einschuechtern,
das Volk fuer mich gewinnen und meine Herrschaft unerschuetterlich
aufrichten, ehe sie noch bedroht ist. Und fuer dies Geschaeft hat Cassiodor
- dich vorgeschlagen. Sprich, willst du es uebernehmen?"
Bei diesen Worten war der goldne Griffel aus ihrer Hand zur Erde gefallen.
Cethegus bueckte sich, ihn aufzuheben. Er hatte nur diesen einen Augenblick
fuer die hundert Gedanken, die bei diesem Antrag sich in seinem Kopfe
kreuzten.
War die Verschwoerung in den Katakomben, war vielleicht er selbst verraten?
Lag hier eine Schlinge des schlauen und herrschsuechtigen Weibes? Oder
waren die Thoren wirklich so blind, gerade ihm dies Amt aufzudringen? Und
wenn dem so war, was sollte er thun? Sollte er den Moment benutzen,
sogleich loszuschlagen, Rom zu gewinnen? Und fuer wen? fuer Byzanz? oder fuer
einen Kaiser im Abendlande? Und wer sollte das werden? Oder waren die
Dinge noch nicht reif? Sollte er fuer diesmal - aus Treulosigkeit - Treue
ueben? Fuer all' diese und manche andere Zweifel und Fragen hatte er, sie zu
stellen und zu loesen, nur den einen Moment, da er sich bueckte: sein
rascher Geist brauchte nicht mehr: er hatte im Buecken das arglos
vertrauende Gesicht Cassiodors gesehen und entschlossen sprach er, den
Griffel ueberreichend: "Koenigin, ich uebernehme das Geschaeft." - "Das ist
gut," sagte die Fuerstin. Cassiodor drueckte seine Hand. - "Wenn Cassiodor,"
fuhr Cethegus fort, "mich zu diesem Amte vorgeschlagen, so hat er wieder
einmal seine tiefe Menschenkenntnis bewaehrt. Er hat durch meine Schale auf
meinen Kern gesehen." - "Wie meinst du das?" fragte Amalaswintha. -
"Koenigin, der Schein konnte ihn truegen. Ich gestehe, dass ich die Barbaren
- verzeihe! - die Goten nicht gern in Italien herrschen sehe." - "Dieser
Freimut ehrt dich und ich verzeih' es dem Roemer." - "Dazu kommt, dass ich
seit Jahrzehnten dem Staat, dem oeffentlichen Leben keine Teilnahme mehr
zuwandte. Nach vielen Leidenschaften leb' ich - ohne alle Leidenschaft -
nur einer spielenden Muse und leichten Gelehrsamkeit, unbekuemmert um die
Sorgen der Koenige, auf meinen Villen." - "_Beatus ille qui procul
negotiis_", citierte seufzend die gelehrte Frau. - "Aber eben weil ich die
Wissenschaft verehre, weil ich, ein Schueler Platons, will, dass die Weisen
herrschen sollen, deshalb wuensche ich, dass eine Koenigin mein Vaterland
regiere
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