ngen leuchtend hervor. Die fein gebogene Nase mit den zartgeschnittenen
manchmal leise zuckenden Fluegeln senkte sich auf einen ueppig schwellenden
Mund. Aber das Auffallendste an dieser auffallenden Schoenheit war das
graue Auge, nicht so fast durch die ziemlich unbestimmte Farbe, wie durch
den wunderbaren Ausdruck, mit dem es, meist in traeumerisches Sinnen
verloren, manchmal in versengender Leidenschaft aufleuchten konnte. In der
That, wie sie da an dem Fenster lehnte, in der halb hellenischen, halb
gotischen von ihrer Phantasie erfinderisch zusammengewaehlten Tracht, den
weissen, hochgewoelbten Arm um die dunkle Porphyrsaeule geschlungen und
hinaus traeumend in die Abendluft, glich ihre verfuehrerische Schoenheit
jenen unwiderstehlichen Waldfrauen oder Wellenmaedchen, deren
allverstrickende Liebesgewalt von jeher die germanische Sage gefeiert hat.
Und so gross war die Macht dieser Schoenheit, dass selbst die ausgebrannte
Brust des Cethegus, der die Fuerstin laengst kannte, bei seinem Eintritt von
neuem Staunen beruehrt wurde. -
Doch wurde er sogleich in Anspruch genommen von dem letzten der im Gemach
Anwesenden, von Cassiodor, dem gelehrten und treuen Minister des Koenigs,
dem ersten Vertreter jener wohlwollenden, aber hoffnungslosen
Versoehnungspolitik, die seit einem Menschenalter im Gotenreich geuebt
wurde. Der alte Mann, dessen ehrwuerdige und milde Zuege der Schmerz um den
Verlust seines koeniglichen Freundes nicht weniger bewegte als die Sorge um
die Zukunft des Reiches, stand auf und ging mit schwankenden Schritten dem
Eintretenden entgegen, der sich ehrfurchtvoll verneigte. In Thraenen
schwimmend ruhte das Auge des Greises auf ihm, endlich sank er seufzend an
die kalte Brust des Cethegus, der ihn fuer diese Weichheit verachtete.
"Welch ein Tag!" klagte er. - "Ein verhaengnisvoller Tag," sprach Cethegus
ernst; "er fordert Kraft und Fassung." - "Recht sprichst du, Patricius,
und wie ein Roemer," - sagte die Fuerstin, sich von Athalarich losmachend, -
"sei gegruesst." Sie reichte ihm die Hand, die nicht bebte, ihr Auge war
klar. "Die Schuelerin der Stoa bewaehrt an diesem Tage die Weisheit Zenos
und die eigne Kraft," sprach Cethegus.
"Sagt lieber, die Gnade Gottes kraeftigt ihre Seele wunderbar," verbesserte
Cassiodor. - "Patricius," begann Amalaswintha, "der Praefectus Praetorio hat
dich mir vorgeschlagen zu einem wichtigen Geschaeft. Sein Wort wuerde
genuegen, auch wenn ich dich nicht laengst schon kennte.
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