echtlichen Zusammenkunft bei Ravenna fand zu Rom
eine Vereinigung statt, ebenfalls heimlich, ebenfalls unter dem Schutze
der Nacht, aber von ganz andern Maennern zu ganz andern Zwecken.
Das geschah an der appischen Strasse nahe dem Coemeterium des heiligen
Kalixtus in einem halbverschuetteten Gang der Katakomben, jener
raetselhaften unterirdischen Wege, die unter den Strassen und Plaetzen Roms
fast eine zweite Stadt bildeten. Es sind diese geheimnisvollen Raeume -
urspruenglich alte Begraebnisplaetze, oft die Zuflucht der jungen
Christengemeinde - so vielfach verschlungen und ihre Kreuzungen,
Endpunkte, Aus- und Eingaenge so schwierig zu finden, dass nur unter
ortvertrautester Fuehrung ihre inneren Tiefen betreten werden koennen. Aber
die Maenner, deren geheimen Verkehr wir diesmal belauschen, fuerchteten
keine Gefahr. Sie waren gut gefuehrt. Denn es war Silverius, der
katholische Archidiakonus der alten Kirche des heiligen Sebastian, der
unmittelbar von der Krypta seiner Basilika aus die Freunde auf steilen
Stufen in diesen Zweigarm der Gewoelbe gefuehrt hatte: und die roemischen
Priester standen in dem Rufe, seit den Tagen der ersten Christen Kenntnis
jener Labyrinthe fortgepflanzt zu haben. Die Versammelten schienen auch
sich hier nicht zum erstenmal einzufinden: die Schauer des Ortes machten
wenig Eindruck auf sie. Gleichgueltig lehnten sie an den Waenden des
unheimlichen Halbrunds, das, von einer bronzenen Haengelampe spaerlich
beleuchtet, den Schluss des niedrigen Ganges bildete, gleichgueltig hoerten
sie die feuchten Tropfen von der Decke zur Erde fallen und, wenn ihr Fuss
hier und da an weisse, halbvermoderte Knochen stiess, schoben sie auch diese
gleichgueltig auf die Seite.
Es waren ausser Silverius noch einige andere rechtglaeubige Priester und
eine Mehrzahl vornehmer Roemer aus den Adelsgeschlechtern des westlichen
Kaiserreichs anwesend, die seit Jahrhunderten in fast erblichem Besitz der
hoeheren Wuerden des Staates und der Stadt geblieben.
Schweigend und aufmerksam beobachteten sie die Bewegungen des
Archidiakons, der sich, nachdem er die Erschienenen gemustert und in
einige der einmuendenden Gaenge, in deren Dunkel man junge Leute in
priesterlichen Kleidern Wache halten sah, pruefende Blicke geworfen hatte,
jetzt offenbar anschickte, die Versammlung in aller Form zu eroeffnen.
Noch einmal trat er auf einen hochgewachsenen Mann zu, der ihm gegenueber
regungslos an der Mauer lehnte und mit dem er wied
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