s erblasste, selbst
Silverius zuckte unter dieser allgemeinen Entruestung. "Cethegus!"
fluesterte er leise, Beistand heischend.
Da trat der Mann in die Mitte, der bisher immer geschwiegen und nur mit
kuehler Ueberlegenheit die Sprechenden gemustert hatte. Er war gross und
hager, aber kraeftig, von breiter Brust und seine Muskeln von eitel Stahl.
Ein Purpursaum an der Toga und zierliche Sandalen verrieten Reichtum, Rang
und Geschmack, aber sonst verhuellte ein langer, brauner Soldatenmantel die
ganze Unterkleidung der Gestalt. Sein Kopf war von denen, die man, einmal
gesehen, nie mehr vergisst.
Das dichte, noch glaenzend schwarze Haar war nach Roemerart kurz und rund um
die gewoelbte, etwas zu grosse Stirn und die edel geformten Schlaefe
geschoren, tief unter den fein geschweiften Brauen waren die schmalen
Augen geborgen, in deren unbestimmtem Dunkelgrau ein ganzes Meer
versunkener Leidenschaften, aber noch bestimmter der Ausdruck kaeltester
Selbstbeherrschung lag. Um die scharf geschnittenen bartlosen Lippen
spielte ein Zug stolzer Verachtung gegen Gott und seine ganze Welt. Wie er
vortrat und mit ruhiger Vornehmheit den Blick ueber die Erregten streifen
liess, wie seine nicht einschmeichelnde, aber beherrschende Redeweise
anhob, empfand jeder in der Versammlung den Eindruck bewusster
Ueberlegenheit und wenige Menschen mochten diese Naehe ohne das Gefuehl der
Unterordnung tragen.
"Was hadert ihr," sagte er kalt, "ueber Dinge, die geschehen muessen? Wer
den Zweck will, muss das Mittel wollen. Ihr wollt nicht vergeben? Immerhin!
Daran liegt nichts. Aber vergessen muesst ihr. Und das koennt ihr. Auch ich
war ein Freund der Verstorbenen, vielleicht ihr naechster. Und doch - ich
will vergessen. Ich thu' es, eben weil ich ihr Freund war. Der liebt sie,
Scaevola, der allein, der sie raecht. Um der Rache willen - Albinus, deine
Hand." - Alle schwiegen, bewaeltigt mehr von der Persoenlichkeit als von den
Gruenden des Redners. Nur der Jurist bemerkte noch:
"Rusticiana, des Boethius Witwe und des Symmachus Tochter, die
einflussreiche Frau, ist unsrem Bunde hold. Wird sie das bleiben, wenn
dieser eintritt? Kann sie je vergeben und vergessen? Niemals!"
"Sie kann es. Glaubt nicht mir, glaubt Euren Augen." Mit diesen Worten
wandte sich rasch Cethegus und schritt in einen der Seitengaenge, dessen
Muendung bisher sein Ruecken verdeckt hatte. - Hart am Eingang stand
lauschend eine verschleierte Gestalt: er ergriff ihre Hand: "ko
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