Mlawa haeuften
sich augenscheinlich weitere russische Massen.
Mit diesem Tage ist fuer uns die Zeit des Wartens und der Vorbereitung
vorueber. Wir fuehren unser I. Armeekorps an den rechten Fluegel des XX.
heran. Der allgemeine Angriff kann beginnen.
Der 26. August ist der erste Tag des moerderischen Ringens von Lautenburg
bis noerdlich Bischofsburg. Nicht in lueckenloser Schlachtfront sondern in
Gruppenkaempfen, nicht in einem geschlossenen Akt sondern in einer Reihe
von Schlaegen beginnt das Drama sich abzuspielen, dessen Buehne sich auf
mehr denn hundert Kilometer Breite erstreckt.
Auf dem rechten Fluegel fuehrt General von Francois seine braven Ostpreussen.
Sie schieben sich gegen Usdau heran, um am naechsten Tag den Schluesselpunkt
dieses Teiles des suedlichen Kampffeldes zu stuermen. Auch General von
Scholtz' praechtiges Korps befreit sich allmaehlich aus den Fesseln der
Verteidigung und beginnt zum Angriff zu schreiten. Erbitterter ist der
Kampf schon am heutigen Tage bei Bischofsburg. Dort wird bis zum Abend von
unserer Seite gruendliche Kampfarbeit getan. In kraeftigen Schlaegen wird das
rechte Fluegelkorps Samsonoffs durch Mackensens und Belows Truppen
(XVII. Armeekorps und I. Reservekorps) sowie durch Landwehr zerschlagen
und weicht auf Ortelsburg. Die Groesse des eigenen Erfolgs ist aber noch
nicht zu erkennen. Die Fuehrer erwarten fuer den folgenden Tag erneuten
starken Widerstand suedlich des heutigen Kampffeldes. Doch sie sind guter
Zuversicht.
Da erhebt sich scheinbar von Rennenkampfs Seite drohende Gefahr. Man
meldet eines seiner Korps im Vormarsch ueber Angerburg. Wird dieses nicht
den Weg in den Ruecken unserer linken Stossgruppe finden? Ferner kommen
beunruhigende Nachrichten aus der Flanke und dem Ruecken unseres westlichen
Fluegels. Dort bewegt sich im Sueden starke russische Kavallerie. Ob
Infanterie ihr folgt, ist nicht festzustellen. Die Krisis der Schlacht
erreicht ihren Hoehepunkt. Die Frage draengt sich uns auf: wie wird die Lage
werden, wenn sich bei solch gewaltigen Raeumen und bei dieser feindlichen
Ueberlegenheit die Entscheidung noch tagelang hinzieht? Ist es
ueberraschend, wenn ernste Gedanken manches Herz erfuellen; wenn
Schwankungen auch da drohen, wo bisher nur festester Wille war; wenn
Zweifel sich auch da einstellen, wo klare Gedanken bis jetzt alles
beherrschten? Sollten wir nicht doch gegen Rennenkampf uns wieder
verstaerken und lieber gegen Samsonoff nur halbe Arbeit tun?
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