nnen. In ihrem
Erscheinen tritt der reifende Erfolg der Schlacht immer klarer zutage. Ein
eigenartiger Zufall wollte es, dass ich in Osterode, einem unserer
Unterkunftsorte waehrend der Schlacht, den einen der beiden gefangenen
russischen Kommandierenden Generale in dem gleichen Gasthofe empfing, in
dem ich im Jahre 1881 auf einer Generalstabsreise als junger
Generalstabsoffizier einquartiert gewesen war. Der andere meldete sich am
folgenden Tage bei mir in einer von uns zu Geschaeftsraeumen umgewandelten
Schule.
Schon waehrend der Kaempfe konnten wir das teilweise praechtige
Soldatenmaterial betrachten, ueber das der Zar verfuegte. Nach meinen
Eindruecken befanden sich darunter zweifellos bildungsfaehige Elemente. Ich
nahm bei dieser Gelegenheit, wie schon 1866 und 1870 wahr, wie rasch der
deutsche Offizier und Soldat in seinem seelischen Empfinden und in seinem
sachlichen Urteil in dem gefangenen Gegner den gewesenen Feind vergisst.
Die Kampfeswut unserer Leute ebbt ueberraschend schnell zu ruecksichtsvollem
Mitgefuehl und menschlicher Guete ab. Nur gegen die Kosaken erhob sich
damals der allgemeine Zorn. Sie wurden als die Ausfuehrer all der
vertierten Roheiten betrachtet, unter denen Ostpreussens Volk und Land so
grausam zu leiden hatten. Dem Kosak schlug anscheinend sein schlechtes
Gewissen, denn er entfernte, wo und wie er immer konnte, bei drohender
Gefangennahme die Abzeichen, die seine Waffenzugehoerigkeit kenntlich
machten, naemlich die breiten Streifen an den Hosen.
Am 30. August macht der Gegner im Osten und Sueden den Versuch, mit
frischen und wiedergesammelten Truppen unseren Einschliessungsring von
aussen her zu sprengen. Von Myszyniec, also aus der Richtung Ostrolenka,
fuehrt er neue starke Kraefte auf Neidenburg und Ortelsburg gegen unsere
Truppen, die schon das russische Zentrum voellig einkreisen und daher dem
anrueckenden Gegner den Ruecken bieten. Gefahr ist im Verzug; um so mehr,
als von Mlawa anrueckende feindliche Kolonnen nach Fliegermeldung 35 km
lang, also sehr stark sein sollen. Doch halten wir fest an unserem grossen
Ziele. Die Hauptmacht Samsonoffs muss umklammert und vernichtet werden.
Francois und Mackensen werfen dem neuen Feind ihre freilich nur noch
schwachen Reserven entgegen. An ihnen scheitert der russische Versuch, die
Katastrophe Samsonoffs zu mildern. Waehrend Verzweiflung den Umklammerten
ergreift, hat Mattherzigkeit die Tatkraft desjenigen gelaehmt, der die
Befreiung haette
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