hl ist bedeutend gegenueber der Staerke der Jaegervoelker in
Nordamerika; sie erscheint klein, wenn man die Theile von Neuspanien
dagegen haelt, wo seit mehr als acht Jahrhunderten der Ackerbau besteht,
z. B. die Intendanz Oaxaca, in der die Mixteca und Tzapoteca des alten
mexicanischen Reiches liegen. Diese Intendanz ist um ein Drittheil kleiner
als die zwei Provinzen Cumana und Barcelona zusammen, zaehlt aber ueber
400,000 Einwohner von der reinen kupferfarbigen Race. Die Indianer in
Cumana leben nicht alle in den Missionsdoerfern; man findet sie zerstreut
in der Umgegend der Staedte, auf den Kuesten, wohin sie des Fischfangs wegen
ziehen, selbst auf den kleinen Hoefen in den Llanos oder Savanen. In den
Missionen der aragonesischen Kapuziner, die wir besucht, leben allein
15,000 Indianer, die fast saemmtlich dem Chaymasstamm angehoeren. Indessen
sind die Doerfer dort nicht so stark bevoelkert, wie in der Provinz
Barcelona. Die mittlere Seelenzahl ist nur fuenf- bis sechshundert, waehrend
man weiter nach Westen in den Missionen der Franciskaner von Piritu
indianische Doerfer mit zwei- bis dreitausend Einwohnern trifft. Wenn ich
die Zahl der Eingeborenen in den Provinzen Cumana und Barcelona auf 60,000
schaetzte, so meinte ich nur die in Terra Firma lebenden, nicht die
Guaiqueries auf der Insel Margarita und die grosse Masse der Guaraunos, die
auf den Inseln im Delta des Orinoco ihre Unabhaengigkeit behauptet haben.
Diese schaetzt man gemeiniglich auf 6000 bis 8000; diess scheint mir aber zu
viel. Ausser den Guaraunos-Familien, die sich hie und da auf den
sumpfigten, mit Morichepalmen bewachsenen Landstrichen (zwischen dem Cano
Manamo und dem Rio Guarapiche), also auf dem Festlande selbst blicken
lassen, gibt es seit dreissig Jahren in Neu-Andalusien keine wilden
Indianer mehr.
Ungern brauche ich das Wort _'wild'_, weil es zwischen dem
*unterworfenen*, in den Missionen lebenden, und dem freien oder
unabhaengigen Indianer einen Unterschied in der Cultur voraussetzt, dem die
Erfahrung haeufig widerspricht. In den Waeldern Suedamerikas gibt es Staemme
Eingeborener, die unter Haeuptlingen friedlich in Doerfern leben, auf
ziemlich ausgedehntem Gebiet Pisang, Manioc und Baumwolle bauen und aus
letzterer ihre Haengematten weben. Sie sind um nichts barbarischer als die
nackten Indianer in den Missionen, die man das Kreuz hat schlagen lehren.
Die irrige Meinung, als waeren saemmtliche nicht unterworfene Eingeborene
umherziehende
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