ickt sie auf ihre Geschichte zurueck und jeder Buerger von Saint-Dizier
macht das Wort Franz I.: "tout est perdu fors l'honneur" zu seiner
Devise.
Die unmittelbare Umgebung der Stadt ist flach und eben; in einiger
Entfernung erheben sich kleine Anhoehen mit niedrigen Laubwaldungen und
Weinpflanzungen bedeckt. Dort befindet sich eine Wasserheilanstalt,
welche wegen ihrer gesunden Luft und ihrer frischen Quellenbaeder von
den Bewohnern der Umgegend haeufig besucht wird und waehrend des Sommers
die kleine Stadt mit dem bewegten Leben eines Badeortes erfuellt.
Es war an einem Februarabend des Jahres 1870.
Rauh und kalt wehte der Wind ueber die ebene Umgebung der Stadt; die
Wellen der Marne vom Sturm gepeitscht schlugen an die Ufer und die dort
aufgehaeuften Holzbloecke; durch die in zerrissenen Flocken ueber den
Himmel hinjagenden Wolken blickte von Zeit zu Zeit ein Strahl des
Mondlichtes und erhellte einen Augenblick die oede und kalt daliegende
Gegend.
Auf einem ebenen Wege am Flussufer, der an schoenen Tagen fuer die Bewohner
von Saint-Dizier eine beliebte Promenade bildete, gingen langsam zwei
Maenner auf und nieder.
Beide waren hoch und kraeftig gewachsen und wenn das Mondlicht
voruebergehend ihre Gesichtszuege beleuchtete, so konnte man in denselben
jenen eigenthuemlichen Typus der norddeutschen Race erkennen. Der Eine
von ihnen mochte etwa fuenfundzwanzig Jahre alt sein; seine Gestalt war
geschmeidig, seine Bewegungen elastisch und nicht ohne eine gewisse
natuerliche fast elegante Anmuth, welche nicht vollstaendig mit der
Kleidung uebereinstimmte, die er trug und die ungefaehr diejenige des
franzoesischen Arbeiterstandes war.
Sein Gesicht war scharf geschnitten und drueckte Intelligenz, Muth und
Willenskraft aus; ueber der leicht aufgeworfenen Oberlippe kraeuselte sich
ein kleiner dichter Schnurrbart, volle blonde Locken quollen unter dem
kleinen runden Hut hervor und in den grossen blauen Augen lag eine
gewisse schwaermerische Tiefe, verbunden mit scharfer Beobachtung, welche
zuweilen den Ausdruck listiger Schlauheit annehmen konnte. Neben ihm
schritt ein bedeutend aelterer Mann von etwa vierzig bis fuenfundvierzig
Jahren. Sein Gesicht sah bereits ein wenig verwittert aus und zeigte
weniger Intelligenz als das seines Begleiters, dagegen aber mehr von
jener beinahe eigensinnigen Zaehigkeit, welche dem norddeutschen,
insbesondere dem niedersaechsischen Bauernstamme eigen ist.
Beide Maenner gehoerten der
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