dschurischen Schlachtfeldern hatte der russische
Soldat mit dem groessten Gehorsam gefochten, so fremd ihm auch die
politischen Absichten seiner Regierung am Stillen Ozean gewesen waren. Es
schien nicht ausgeschlossen, dass bei einem Kriege gegen die Mittelmaechte
die Begeisterung der russischen Armee fuer die Kriegsziele des Zarentums
groesser sein wuerde. Trotzdem nahm ich an, dass der russische Soldat und
Offizier auch auf dem europaeischen Kriegsschauplatz im grossen und ganzen
keine hoeheren militaerischen Eigenschaften zeigen wuerde als auf dem
ostasiatischen, und glaubte daher, statt des Minus unserer zahlenmaessigen
Unterlegenheit ein Plus an innerer Kraft in die Berechnung der
Staerkeverhaeltnisse zu unseren Gunsten aufnehmen zu koennen.
So ist unser Plan, sind unsere Gedanken vor der Schlacht und fuer die
Schlacht. Wir fassen dieses Denken und Sollen am 23. August in einer
kurzen Meldung aus Marienburg an die Oberste Heeresleitung zusammen des
Inhalts:
"Vereinigung der Armee am 26. August beim XX. Armeekorps fuer umfassenden
Angriff geplant."
Am Abend des 23. August fuehrte mich ein kurzer Erholungsgang auf das
westliche Nogatufer. Von dort boten die roten Mauern des stolzen
Deutschordensschlosses, des groessten Baudenkmals baltischer Ziegelgotik, im
Abendsonnenstrahl einen gar wundersamen Anblick. Gedanken an die
Vergangenheit hehrer Ritterzeit mischten sich unwillkuerlich mit Fragen an
die verschleierte Zukunft. Der Ernst der Stimmung wurde erhoeht durch den
Anblick vorueberziehender Fluechtlinge meiner Heimatprovinz. Eine traurige
Mahnung, dass der Krieg nicht nur den wehrhaften Mann trifft, sondern dass
er durch Vernichtung der Daseinsbedingungen Wehrloser zur tausendfachen
Geissel der Menschheit wird.
Am 24. August begab ich mich mit dem engeren Stabe in Kraftwagen zum
Generalkommando des XX. Armeekorps und kam hierbei in den Ort, von dem die
bald entbrennende Schlacht ihren Namen erhalten sollte.
Tannenberg! Ein Wort schmerzlicher Erinnerungen fuer deutsche Ordensmacht,
ein Jubelruf slawischen Triumphes, gedaechtnisfrisch geblieben in der
Geschichte trotz mehr als 500jaehriger Vergangenheit. Ich hatte bis zu
diesem Tage das Schicksalsfeld deutscher oestlicher Kultureroberungen noch
nie betreten. Ein einfaches Denkmal zeugt dort von Heldenringen und
Heldentod. In der Naehe dieses Denkmals standen wir an einigen der
folgenden Tage, in denen sich das Geschick der russischen Armee Samsonoff
zur
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