trasse. Wir kommen ganz nahe an die
Infanteriekaserne, sehen den umzaeunten Kasernenhof und Exerzierplatz.
Aber vor diesem, etwas zurueck von der Strasse, steht noch ein letztes
Haus und dieses geht uns an. Es gehoert dem Schreiner Hartwig, bei dem
der Musiklehrer Pfaeffling mit seiner grossen Familie in Miete wohnt.
Um das Haus herum, bis an den Kasernenhof, erstreckt sich ein Lagerplatz
fuer Balken und Bretter, auf denen Knaben und Maedchen froehlich
herumklettern, turnen und schaukeln. Meistens sind es junge Pfaefflinge,
die da ihr Wesen treiben, manchmal sind es auch ihre Kameraden, aber der
eine Kleine, den man taeglich auf den obersten Brettern sitzen und dabei
die Ziehharmonika spielen sieht, das ist sicher kein anderer als Frieder
Pfaeffling.
Um die Zeit, da unsere Geschichte beginnt, ist uebrigens der Hof
verlassen und niemand auf dem weiten Platz zu sehen. Heute ist, nach den
langen Sommerferien, wieder der erste Schultag. Der Musiklehrer
Pfaeffling, der schlanke Mann, der noch immer ganz jugendlich aussieht,
war schon fruehzeitig mit langen Schritten den gewohnten Weg nach der
Musikschule gegangen, um dort Unterricht zu geben. Sechs von seinen
sieben Kindern hatten zum erstenmal wieder ihre Buecher und Hefte
zusammengesucht und sich auf den Schulweg gemacht. Die lange
Fruehlingsstrasse mussten sie alle hinunterwandern, aber dann trennten sich
die Wege; die drei aeltesten suchten weit drinnen in der Stadt das alte
Gymnasiumsgebaeude auf, die zwei Schwestern hatten schon etwas naeher in
die Toechterschule und Frieder, der noch in die Volksschule ging, haette
sein Ziel am schnellsten erreichen koennen, aber das kleine runde
Kerlchen pflegte in Gedanken verloren dahinzugehen und sich mehr Zeit zu
lassen als die andern.
Im Hause Pfaeffling war nach dem lauten Abgang der sieben
Familienmitglieder eine ungewohnte Stille eingetreten. Es blieb nur noch
die Mutter zurueck, und Elschen, das juengste niedliche Toechterchen, sowie
die treue Walburg, die in der Kueche wirtschaftete. Frau Pfaeffling atmete
auf, die Stille tat ihr wohl. Was war das fuer ein Sturm gewesen, bis der
letzte die Tuere hinter sich zugemacht hatte, und was fuer eine Unruhe all
die Ferienwochen hindurch! Waehrend sie ordnend und raeumend von einem
Zimmer ins andere ging, war ihr ganz festtaeglich zu Mute. Sie war von
Natur eine stille, nachdenkliche Frau und gern in Gedanken versunken,
aber das Leben hatte sie als Mittelpunkt in einen grossen F
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