ienischer Renaissance.
Roms kluges Erkennen der Vorzuege und Maengel voelkischer Eigentuemlichkeiten,
seine ruecksichtslose Selbstsucht, die im eigenen Interesse kein Mittel
Freund und Feind gegenueber verschmaehte, seine geschickt aufgemachte
tugendhafte Entruestung, wenn die Feinde einmal mit gleichem vergalten,
sein Ausspielen aller Leidenschaften und Schwaechen innerhalb der
feindlichen Voelker, wie es in so kluger Weise ganz besonders den
germanischen Staemmen gegenueber angewendet wurde und hier mehr nutzte als
Waffengebrauch, fand nach meinen spaeteren Erfahrungen sein Spiegelbild und
seine Vervollkommnung in der britischen Staatsweisheit, der es gelang, all
diese Seiten diplomatischer Kunst bis zur hoechsten Verfeinerung und
Welttaeuschung auszubauen.
Meine Jugendhelden suchte ich bei aller Verehrung des Altertums nur unter
meinen eigenen Volksgenossen. Offen und ehrlich spreche ich meine
Auffassung dahin aus, dass wir nicht so einseitig und undankbar sein
duerfen, ueber der Bewunderung fuer einen Alcibiades oder Themistokles, fuer
die verschiedenen Katos oder Fabier so manche derjenigen Maenner ganz zu
uebersehen, die in der Geschichte unseres eigenen Vaterlandes eine
mindestens ebenso wichtige Rolle gespielt haben wie jene einst fuer
Griechenland und Rom. Ich habe traurige Wahrnehmungen in dieser Beziehung
leider wiederholt im Gespraech mit deutscher Jugend gemacht, die mir dann
bei aller Gelehrsamkeit doch etwas weltfremd vorkam.
Vor solcher Weltfremdheit bewahrten uns im Kadettenkorps unsere Lehrer und
Erzieher, und ich danke ihnen das noch heute. Dieser Dank gebuehrt
vornehmlich einem damaligen Leutnant von Wittich. Ich war ihm, als ich
nach Wahlstatt kam, durch einen Verwandten empfohlen worden, und er nahm
sich meiner stets besonders freundlich an. Selbst erst vor wenigen Jahren
dem Kadettenkorps entwachsen, fuehlte er ganz mit uns, beteiligte sich gern
an unseren Spielen, besonders den Schneeballgefechten im Winter, wirkte
ueberall erfrischend und anregend und besass obenein ein hervorragendes
Lehrtalent. Er hat mich 1859 in Sexta in Geographie und sechs Jahre spaeter
in Berlin in Selekta im Gelaendeaufnehmen unterrichtet, und als ich nach
weitern Jahren die Kriegsakademie besuchte, fand ich auch dort wieder den
Generalstabsmajor von Wittich als Lehrer vor. Dieser beschaeftigte sich
schon als Leutnant mit Kriegsgeschichte und gab uns manchmal waehrend der
sonntaeglichen Spaziergaenge durch Anlage kle
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