chenkte.
Auch meines damaligen Korps-Generalstabschefs, Oberst von Bartenwerffer,
erinnere ich mich gern in Dankbarkeit. Seine Generalstabsreisen und
Aufgaben fuer die Winterarbeiten des Generalstabes waren meisterhaft
angelegt, seine Kritiken besonders lehrreich.
Vom Stabe der 1. Division wurde ich nach drei Jahren als Kompagniechef in
das Infanterieregiment 58, Standort Fraustadt in Posen, versetzt. Ich
hatte bei dieser Rueckkehr in den Frontdienst eine Kompagnie zu uebernehmen,
die fast ausschliesslich polnischen Ersatz hatte. Die Schwierigkeiten, die
der Verstaendigung zwischen Vorgesetzten und Untergebenen und damit der
Erziehung und Ausbildung durch den Mangel gegenseitiger Sprachkenntnis im
Wege stehen, lernte ich hierbei in ihrem ganzen Umfange kennen. Ich selbst
war der polnischen Sprache bis auf einige Redensarten, die ich in meiner
Kinderzeit aufgeschnappt hatte, nicht maechtig. Meine Einwirkung auf die
Kompagnie war noch dadurch ausserordentlich erschwert, dass die Mannschaften
in 33 Buergerquartieren, bis hinaus zu den die Stadt umgebenden Windmuehlen,
verstreut lagen. Im allgemeinen waren aber meine Erfahrungen mit dem
polnischen Ersatz nicht unguenstig. Die Leute waren fleissig, willig und,
was ich besonders hervorheben moechte, anhaenglich, wenn man der
Schwierigkeiten, die sie bei Erlernung des Dienstes zu ueberwinden hatten,
Rechnung trug und auch sonst bei aller Strenge fuer sie sorgte. Damals
glaubte ich, dass die groessere Haeufigkeit von Diebstaehlen und von
Trunkenheit bei den Polen weniger mit moralischer Minderwertigkeit als mit
vielfach ungenuegender erster Jugenderziehung zu erklaeren sei. Ich bedauere
es sehr, dass ich meine gute Meinung von den Posener Polen jetzt
zurueckstecken muss, nachdem ich von den Greueln gehoert habe, welche die
Insurgenten Wehrlosen gegenueber veruebt haben. Das haette ich den
Landsleuten meiner einstigen Fuesiliere nicht zugetraut!
Gern denke ich auch heute noch an meine leider nur fuenfvierteljaehrige
Kompagniechefszeit zurueck. Ich lernte zum ersten Male das Leben in einer
kleinen, halblaendlichen Garnison kennen, fand ausser im Kameradenkreise
auch freundliche Aufnahme auf benachbarten Guetern und stand wieder einmal
in unmittelbarem Verkehr mit dem Soldaten. Ich bemuehte mich redlich, auf
die Eigenart jedes einzelnen einzugehen und knuepfte so ein festes Band
zwischen mir und meinen Untergebenen. Darum wurde mir die Trennung von
meiner Kompagnie sehr schwer
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