nicht!
Aber ich kannte neben seinen erhebenden Wirkungen seine verheerenden
Eingriffe in das menschliche Dasein zu gut, als dass ich ihn nicht haette
denkbar lange vermieden wissen wollen.
Und nun brach der Krieg ueber uns herein! Die Hoffnungslosigkeit, uns mit
Frankreich auf dem bestehenden Boden vergleichen, den Geschaeftsneid und
die Rivalitaetsangst Englands bannen, die russische Begehrlichkeit ohne
unseren Buendnisbruch mit Oesterreich befriedigen zu koennen, hatte in
Deutschland seit langem eine Stimmungsspannung hervorgerufen, in der der
Kriegsausbruch fast wie eine Befreiung von einem bestaendigen, das ganze
Leben beeintraechtigenden Drucke empfunden wurde.
Der deutsche kaiserliche Heerbann trat an! Eine stolze Kriegsmacht, wie
sie die Welt in dieser Tuechtigkeit nur selten gesehen hat. Bei ihrem
Anblick musste der Herzschlag des ganzen Volkes kraeftiger werden. Doch
nirgends Uebermut im Angesicht der Aufgabe, die unserer harrte. Hatten doch
weder Bismarck noch Moltke uns ueber die wuchtende Last eines solchen
Krieges im Unklaren gelassen, stellte doch jeder Einsichtige bei uns sich
die Frage, ob wir politisch, wirtschaftlich, militaerisch und moralisch
imstande sein wuerden durchzuhalten. Doch groesser als die Sorge war
zweifellos das Vertrauen.
In diesen Stimmungen und Gedanken traf auch mich die Nachricht vom
Losbrechen des Sturmes. Der Soldat in mir wurde in seiner nunmehr alles
beherrschenden Kraft wieder lebendig. Wuerde mein Kaiser und Koenig meiner
beduerfen? Gerade das letzte Jahr war ohne eine amtliche Andeutung dieser
Art fuer mich voruebergegangen. Juengere Kraefte schienen ausreichend
verfuegbar. Ich fuegte mich dem Schicksal und blieb doch in sehnsuchtsvoller
Erwartung.
Zur Front
Die Heimat lauschte in Spannung.
Die Nachrichten von den Kriegsschauplaetzen entsprachen unseren Hoffnungen
und Wuenschen. Luettich war gefallen, das Gefecht bei Muelhausen siegreich
geschlagen, unser rechter Heeresfluegel und unsere Mitte im Vorschreiten
durch Belgien. Die ersten jubelatmenden Nachrichten ueber die Lothringer
Schlacht drangen ins Vaterland. Auch aus dem Osten klang es wie
Siegesfanfaren.
Nirgends Ereignisse, die sorgende Gedanken gerechtfertigt erscheinen
liessen.
Am 22. August 3 Uhr nachmittags erhielt ich eine Anfrage aus dem Grossen
Hauptquartier Seiner Majestaet des Kaisers, ob ich bereit zur sofortigen
Verwendung sei.
Meine Antwort laut
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