g erreicht, auch sollte
Johannisburg vom Feinde besetzt sein. Im uebrigen schien die Masse dieser
Armee wohl noch an der Grenze im Aufschliessen begriffen, westlicher Fluegel
bei Mlawa.
In der Brieftasche eines gefallenen russischen Offiziers war ein
Schriftstueck gefunden worden, aus dem die Absichten der gegnerischen
Fuehrung hervorgingen. Danach hatte die Armee Rennenkampf, die masurischen
Seen noerdlich umgehend, gegen die Linie Insterburg-Angerburg vorzuruecken.
Sie sollte die hinter der Angerapp angenommenen deutschen Streitkraefte
angreifen, waehrend die Narewarmee ueber die Linie Loetzen-Ortelsburg den
Deutschen die Flanke abzugewinnen hatte.
Die Russen planten also einen konzentrischen Angriff auf die 8. Armee, fuer
welchen die Armee Samsonoffs aber jetzt schon erheblich weiter nach Westen
ausholte, als urspruenglich beabsichtigt war.
Was sollen, ja was koennen wir gegen diesen gefaehrlichen feindlichen Plan
tun? Gefaehrlich weniger wegen der Kuehnheit, mit der er erdacht, als wegen
der Staerke, mit der er ausgefuehrt werden soll, wenigstens mit der Staerke
an Streitern, hoffentlich nicht mit der gleichen Staerke an Willen. Fuehrte
doch Russland im Laufe der Monate August und September nicht weniger als
800.000 Soldaten und 1700 Geschuetze gegen Ostpreussen heran, zu dessen
Verteidigung nur 210.000 deutsche Soldaten mit 600 Geschuetzen verfuegbar
gemacht werden konnten.
Unser Gegenplan ist einfach. Ich will versuchen, ihn dem Leser, auch wenn
er kein Fachmann ist, in allgemeinen Umrissen verstaendlich zu machen.
Wir stellen zunaechst der dichten Masse Samsonoffs eine duenne Mitte
gegenueber. Ich sage duenn, nicht schwach. Denn Maenner sind es mit
staehlernem Herzen und staehlernem Willen. In ihrem Ruecken die Heimat, Weib
und Kind, Eltern und Geschwister, Hab und Gut! Es ist das XX. Korps, brave
West- und Ostpreussen. Mag diese duenne Mitte unter dem Drucke der
feindlichen Massen sich auch biegen, wenn sie nur nicht bricht. Waehrend
diese Mitte kaempft, sollen zwei wuchtige Gruppen an deren beide Fluegel zum
entscheidenden Angriff heranruecken.
Die Truppen des I. Armeekorps, durch Landwehr verstaerkt, auch alles Kinder
des bedrohten Landes, werden von rechts her aus dem Nordwesten, die
Truppen des XVII. Armeekorps und I. Reservekorps zusammen mit einer
Landwehrbrigade, werden von links her aus dem Norden und Nordosten zur
Schlacht herangeholt. Auch die Soldaten des XVII. Armeekorps und
I. Reservekor
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