n und Koeniglichen Herrn den letzten Dienst
erweisen. Meine Gedanken fuehrten mich ueber Memel, Koeniggraetz und Sedan
nach Versailles. Sie fanden ihren Abschluss in der Erinnerung an einen
Sonntag des vorhergehenden Jahres, an dem ich in der Mitte der jubelnden
Menge am Kaiserlichen Palais unter dem historischen Eckfenster stand.
Getragen von der allgemeinen Begeisterung hob ich damals meinen
fuenfjaehrigen Sohn in die Hoehe und liess ihn unseren greisen Herrn mit den
Worten sehen: "Vergiss diesen Augenblick in deinem ganzen Leben nicht, dann
wirst du auch immer recht tun." Nun war seine grosse Herrscher- und
Menschenseele hingegangen zu den Kameraden, denen er wenige Jahre vorher
durch den sterbenden Generalfeldmarschall von Roon seinen Gruss entboten
hatte.
Auf meinem Schreibtisch liegt ein grauer Marmorblock. Er stammt aus dem
alten Dom und von der Stelle, auf welcher der Sarg meines Kaisers
gestanden hat. Ein lieberes Geschenk konnte mir nie gemacht werden. Welche
Gefuehle bei Anblick dieses Steines besonders heutzutage in mir wach
werden, das brauche ich wohl nicht erst in Worte zu kleiden.
Dem Sohn Wilhelms, Kaiser Friedrich, Deutschlands Stolz und Hoffnung, war
keine lange Regierungszeit beschieden. Eine unheilbare Krankheit raffte
ihn wenige Monate nach dem Tode des Vaters hinweg. Der Grosse Generalstab
befand sich zu dieser Zeit auf einer Generalstabsreise in Ostpreussen. Wir
wurden daher in Gumbinnen auf Seine Majestaet den Kaiser und Koenig
Wilhelm II. vereidigt. So legte ich denn meinem nunmehrigen Kriegsherrn
das Treugeloebnis an einer Stelle ab, an der ich es 26 Jahre spaeter in
schwerer, aber grosser Zeit durch die Tat bekraeftigen durfte.
Das Schicksal fuegte es fuer mich guenstig, dass ich innerhalb des
Generalstabes eine sehr abwechslungsreiche Verwendung fand. Noch waehrend
meiner Zuteilung zum Grossen Generalstab wurde mir der Unterricht der
Taktik an der Kriegsakademie uebertragen. Ich fand in dieser Taetigkeit eine
hohe Befriedigung und uebte sie fuenf Jahre hindurch aus. Freilich waren die
Anforderungen an mich sehr gross, da ich neben diesem Amt gleichzeitig
andern Dienst tun musste, zuerst im Grossen Generalstab und spaeter als
erster Generalstabsoffizier beim Generalkommando des III. Armeekorps.
Unter diesen Verhaeltnissen erschien der Tag mit 24 Stunden oftmals zu
kurz. Durcharbeitete Naechte wurden zur Gewohnheit.
Viele hochbegabte, zu den schoensten Hoffnungen berechtigende junge
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