Tatkraft und Verantwortungsfreudigkeit wurden ebenso hoch bewertet als
Wissen. In dieser Art der Erziehung lag keine Einseitigkeit sondern eine
gewisse Staerke. Die einzelne Persoenlichkeit sollte und konnte sich auch in
ihren gesunden Besonderheiten frei entwickeln. Es war etwas von dem
Yorkschen Geiste in jener Erziehung, ein Geist, der so oft von
oberflaechlichen Beurteilern falsch aufgefasst worden ist. Gewiss war York
gegen sich wie gegen andere ein harter Soldat und Erzieher, aber er war es
auch, der fuer jeden seiner Untergebenen das Recht und die Pflicht des
freien selbstaendigen Handelns forderte, wie er selbst diese
Selbstaendigkeit gegen jedermann zum Ausdruck brachte. Der Yorksche Geist
ist daher nicht nur in seiner militaerischen Straffheit sondern auch in
seiner Freiheit einer der kostbarsten Zuege unseres Heeres gewesen.
Fuer die humanistische Bildung anderer Schulen, soweit sie sich
vorherrschend mit den alten Sprachen beschaeftigt, habe ich nur wenig
Verstaendnis. Der praktische Nutzen fuer das Leben bleibt mir unklar. Als
Mittel zum Zweck betrachtet, nehmen meiner Meinung nach die toten Sprachen
im Lehrplan viel zu viel Zeit und Kraft in Anspruch, und als Sonderstudium
gehoeren sie in spaetere Lebensjahre. Ich wuenschte, auf die Gefahr hin, fuer
einen Boeotier gehalten zu werden, dass in solchen Schulen auf Kosten von
Latein und Griechisch die lebenden Sprachen, neuere Geschichte, Deutsch,
Geographie und Turnen mehr in den Vordergrund gestellt wuerden. Muss denn
das, was im dunklen Mittelalter das einzige war, an welches sich die
Bildung anklammern konnte, wirklich auch noch in heutigen Tagen in erster
Linie stehen? Haben wir uns nicht seitdem in harten Kaempfen und schwerer
Arbeit eine eigene Geschichte, eine eigene Literatur und Kunst geschaffen?
Beduerfen wir nicht, um im Weltverkehr unsere Stellung richtig einnehmen zu
koennen, weit mehr der lebenden als der toten Sprachen?
Aus dem eben Gesagten soll keine Missachtung des Altertums an sich
herausklingen. Dessen Geschichte hat im Gegenteil von frueher Jugend an auf
mich eine grosse Anziehungskraft ausgeuebt. Vornehmlich war es die der
Roemer, welche mich fesselte. Sie hatte fuer mich etwas Gewaltiges, fast
Daemonisches, ein Eindruck, der mir in spaetern Lebensjahren bei dem Besuche
Roms besonders lebhaft vor Augen trat und sich unter anderm darin aeusserte,
dass mich dort die Denkmaeler der alten ewigen Stadt mehr anzogen als die
Schoepfungen ital
|