iemlich abgeflaut. Ploetzlich beginnt
in oestlicher Richtung eine gewaltige Kanonade. Das IX. Korps ist auf den
Feind gestossen. Der Gefechtslaerm belebt auch bei uns alles. Die Nerven
beginnen sich neu zu spannen, das Herz wieder staerker und freudiger zu
schlagen. Der Weitermarsch in nordoestlicher Richtung wird angetreten. Der
Eindruck, dass es sich heute um eine gewaltige Schlacht handle, verstaerkt
sich von Minute zu Minute. Wir marschieren auf und erhalten in der Naehe
von Batilly den Befehl, die Fahnen zu enthuellen. Es geschieht unter
dreifachem Hurra; ein ergreifender Augenblick! Fast gleichzeitig
galoppieren Gardebatterien an uns vorbei nach Osten vor, heran an die
gegnerischen Stellungen. Immer maechtiger entwickelt sich das
Schlachtenbild. Ueber den Hoehen von Amanweiler bis halbwegs gegen St.
Privat erheben sich dichte, schwere Wolken von Pulverdampf. In mehreren
Linien hinter- und zugleich uebereinander steht dort oben feindliche
Infanterie und Artillerie. Ihr Feuer ist vorlaeufig mit ganzer Wucht gegen
das IX. Armeekorps gerichtet. Dies wird anscheinend auf seinem linken
Fluegel vom Gegner ueberragt. Einzelheiten sind nicht zu erkennen.
Um einen frontalen Angriff gegen die feindliche Stellung zu vermeiden,
wenden wir uns in einer Wiesenschlucht, etwa fuenf Kilometer gleichlaufend
zur feindlichen Front, nach Norden auf Ste. Marie aux Chenes. Das Dorf
wird von der Avantgarde unserer Division und Teilen des links von uns auf
Auboue marschierenden XII. Korps angegriffen und besetzt. Nach Gewinnung
von Ste. Marie marschiert unsere Brigade dicht suedlich des Dorfes, mit der
Front nach diesem, auf. Wir ruhen. Freilich eine eigenartige Ruhe.
Verirrte Kugeln aus St. Privat vorgeschobener feindlicher Schuetzen
schlagen ab und zu in unsere dicht geschlossenen Formationen ein. Leutnant
von Helldorff, vom 1. Garderegiment, wird in meiner Naehe erschossen; sein
Vater, Bataillonskommandeur im gleichen Regiment, war 1866 bei Koeniggraetz
in Rosberitz auch unweit von mir gefallen. Mehrere Leute werden verwundet.
Ich betrachte mir die Lage. In oestlicher Richtung, fast in der rechten
Flanke unserer jetzigen Front, liegt auf einer allmaehlich ansteigenden
Hoehe St. Privat, mit dem etwa zwei Kilometer entfernten Ste. Marie aux
Chenes durch eine gradlinige, mit Pappeln bestandene Chaussee verbunden.
Das Gelaende noerdlich dieser Strasse ist durch die Baumreihen grossenteils
der Sicht entzogen, macht aber den gleichen deckung
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