rhoehte sich unsere
Aufmerksamkeit. Zeitungen und Fluechtlinge unterrichteten uns ueber die
Vorgaenge im Inneren der Stadt. Waehrend nunmehr deutsche Korps Frankreichs
Hauptstadt im Norden und Osten gewissermassen als Verbuendete der
Regierungstruppen absperrten, gingen letztere in langwierigen Kaempfen von
Sueden und Westen her zum Angriff auf Paris ueber. Die Ereignisse ausserhalb
der Festungsumwallung konnte man am besten von den Hoehen bei Sannois, 6 km
nordwestlich von Paris an der Seine gelegen, beobachten. Geschaeftsgewandte
Franzosen hatten dort Fernrohre aufgestellt, die sie den deutschen
Soldaten gegen Entgelt fuer Beobachtung des Dramas eines Buergerkrieges zur
Benutzung ueberliessen. Ich selbst machte hiervon keinen Gebrauch, sondern
beschraenkte mich darauf, gelegentlich des taeglichen Befehlsempfanges in
St. Denis entweder aus einem hochgelegenen Fenster des dortigen Gasthofes
"Cerf d'or" oder durch Vorreiten auf der langgestreckten Seineinsel bei
St. Denis Einblick in die Lage in Paris zu gewinnen. Maechtige
Feuersbruenste zeigten von Ende April ab, wohin der Kampf im Inneren der
Stadt treiben wuerde. Ich erinnere mich, dass ich besonders am 23. Mai den
Eindruck hatte, als ob das ganze innere Paris der Vernichtung anheimfiele.
Die Lage in der Stadt wurde von den herausstroemenden Fluechtlingen in den
krassesten Farben geschildert. Die Tatsachen scheinen hinter diesen
Erzaehlungen auch nicht zurueckgeblieben zu sein. Brandstiftung, Pluenderung,
Geiselmord, kurz, alle jetzt als bolschewistisch angesprochenen
Krankheitserscheinungen eines im Kriege zusammengebrochenen Staatskoerpers
traten schon damals auf. Die Drohung eines freigelassenen kommunistischen
Fuehrers: "Die Regierung hatte nicht den Mut, mich erschiessen zu lassen,
aber ich werde den Mut haben, die Regierung zu fuesilieren" sollte
anscheinend verwirklicht werden. Wie voellig das sonst so starke und
empfindliche franzoesische Nationalgefuehl bei den Kommunisten ausgeloescht
war, zeigt deren Erklaerung: "Wir ruehmen uns angesichts des Gegners,
unserer Regierung die Bajonette in den Ruecken zu stossen." Man sieht, dass
das bolschewistische Weltverbesserungsverfahren, wie es in der neuesten
Zeit auch bei uns auftrat, nicht einmal Anspruch auf Originalitaet machen
kann.
Aus dem hochgelegenen Fenster in St. Denis sah ich schliesslich eines Tages
das Ende der Kommune mit an. Ausserhalb des Hauptwalles von Paris
vorgehende Regierungstruppen umgingen den
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