treide noch auf dem Halm stand. Mit knapper Not
erreichte ich, vielfach andere Truppenteile durch Laufen im Chausseegraben
ueberholend, mit meinen Leuten am Nachmittag mein Bataillon, das sich schon
im Gros der Division im Vormarsch nach Sueden befand. Ich kam gerade noch
zur Zeit, um die Erstuermung des Elbueberganges von Koeniginhof durch unsere
Vorhut mit anzusehen.
Der 30. Juni versetzte mich in die nuechterne Wirklichkeit kriegerischen
Kleinkrams. Ich musste mit schwacher Bedeckung etwa 30 Wagen voll
Gefangener im Nachtmarsch nach Trautenau bringen, dort in die nunmehr
leeren Fahrzeuge Verpflegung aufnehmen und mit dieser dann wieder nach
Koeniginhof zurueckkehren. Erst am 2. Juli frueh konnte ich mich meiner
Kompagnie wieder anschliessen. Es war hohe Zeit, denn schon der naechste Tag
rief uns auf das Schlachtfeld von Koeniggraetz.
Nachdem ich in der folgenden Nacht mit meinem Zuge eine Patrouille in der
Richtung auf die Festung Josephstadt ausgefuehrt hatte, standen wir am
Morgen des 3. Juli ziemlich ahnungslos im nasskalten Vorposten-Biwak am
Suedausgang von Koeniginhof herum. Da ertoente das Alarmsignal, und bald
darauf kam der Befehl, rasch Kaffee zu kochen und dann marschbereit zu
sein. Aufmerksame Lauscher konnten bald heftiges Geschuetzfeuer aus
suedwestlicher Richtung vernehmen. Die Anschauungen ueber den Grund des
Gefechtslaerms waren geteilt. Im allgemeinen ueberwog die Meinung, dass die
von der Lausitz her in Boehmen eingedrungene 1. Armee des Prinzen Friedrich
Karl - wir gehoerten zur 2. des Kronprinzen - irgendwo auf ein vereinzeltes
oesterreichisches Korps gestossen sei.
Der nun eintreffende Vormarschbefehl wurde mit Jubel begruesst. Sah doch der
Gardist mit hellem Neid auf die bisherigen glaenzenden Erfolge, die das
links von uns vorgedrungene V. Armeekorps unter General von Steinmetz
bisher errungen hatte. Unter stroemendem Regen, trotz kuehler Witterung in
Schweiss gebadet, wateten wir muehsam in langgezogenen Kolonnen auf
grundlosen Wegen vorwaerts. Ein erregter Eifer hatte sich eingestellt und
steigerte sich bei mir zu der Sorge, dass wir vielleicht zu spaet kommen
koennten.
Diese Besorgnis erwies sich bald als unnoetig. Der Kanonendonner wurde,
nachdem wir aus dem Elbtal heraufgestiegen waren, immer deutlicher hoerbar.
Auch sahen wir gegen 11 Uhr einen hoeheren Stab zu Pferde auf einer Anhoehe
neben unserem Wege halten, sorgsam durch die Fernglaeser nach Sueden
spaehend. Es war das Oberko
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