icht
gaenzlich die ersten ruehrenden Ausbrueche ihrer beiderseitigen Empfindungen
gegeneinander vorenthalten haette. Vielleicht wuerde Voltaire die Erkennung
ueberhaupt nicht geteilet haben, wenn er seine Materie nicht haette dehnen
muessen, um fuenf Akte damit voll zu machen. Er jammert mehr als einmal
ueber cette longue carriere de cinq actes qui est prodigieusement
difficile a remplir sans episodes--Und nun fuer diesesmal genug von
der "Merope"!
----Fussnote
[1] Fin ne i nomi de' Personaggi si e levato quell' errore, comunissimo
alle stampe d'ogni drama, di scoprire il secreto nel premettergli, e per
conseguenza di levare il piacere a chi legge, overo ascolta, essendosi
messo Egisto, dove era, Cresfonte sotto nome d'Egisto.
----Fussnote
Einundfunfzigstes Stueck
Den 23. Oktober 1767
Den neununddreissigsten Abend (mittewochs, den 8. Julius) wurden "Der
verheiratete Philosoph" und "Die neue Agnese" wiederholt.[1]
Chevrier sagt,[2] dass Destouches sein Stueck aus einem Lustspiele des
Campistron geschoepft habe, und dass, wenn dieser nicht seinen "Jaloux
desabuse" geschrieben haette, wir wohl schwerlich einen "Verheirateten
Philosophen" haben wuerden. Die Komoedie des Campistron ist unter uns wenig
bekannt; ich wuesste nicht, dass sie auf irgendeinem deutschen Theater waere
gespielt worden; auch ist keine Uebersetzung davon vorhanden. Man duerfte
also vielleicht um so viel lieber wissen wollen, was eigentlich an dem
Vorgeben des Chevrier sei.
Die Fabel des Campistronschen Stuecks ist kurz diese: Ein Bruder hat das
ansehnliche Vermoegen seiner Schwester in Haenden, und um dieses nicht
herausgeben zu duerfen, moechte er sie lieber gar nicht verheiraten. Aber
die Frau dieses Bruders denkt besser, oder wenigstens anders, und um
ihren Mann zu vermoegen, seine Schwester zu versorgen, sucht sie ihn auf
alle Weise eifersuechtig zu machen, indem sie verschiedne junge
Mannspersonen sehr guetig aufnimmt, die alle Tage unter dem Vorwande, sich
um ihre Schwaegerin zu bewerben, zu ihr ins Haus kommen. Die List gelingt;
der Mann wird eifersuechtig; und williget endlich, um seiner Frau den
vermeinten Vorwand, ihre Anbeter um sich zu haben, zu benehmen, in die
Verbindung seiner Schwester mit Clitandern, einem Anverwandten seiner
Frau, dem zu Gefallen sie die Rolle der Kokette gespielt hatte. Der Mann
sieht sich berueckt, ist aber sehr zufrieden, weil er zugleich von dem
Ungrunde seiner Eifersucht ueberzeugt wird.
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