n, aber doch artigen Wesen sich sehen laesst, stehet Nikander da wie
verstummt. Dieses gibt Gelegenheit zu sehr lebhaften Situationen. Die
Erfindung ist artig, der zweifache Charakter wohl gezeichnet und
gluecklich in Bewegung gesetzt; aber das Original zu diesem nachgeahmten
Petitmaitre ist gewiss kein Deutscher."
"Was mir", faehrt er fort, "sonst an diesem Lustspiele missfaellt, ist der
Charakter des Agenors. Den Triumph der guten Frauen vollkommen zu machen,
zeigt dieser Agenor den Ehemann von einer gar zu haesslichen Seite. Er
tyrannisierst seine unschuldige Christiane auf das unwuerdigste und hat
recht seine Lust, sie zu quaelen. Graemlich, sooft er sich sehen laesst,
spoettisch bei den Traenen seiner gekraenkten Frau, argwoehnisch bei ihren
Liebkosungen, boshaft genug, ihre unschuldigsten Reden und Handlungen
durch eine falsche Wendung zu ihrem Nachteile auszulegen, eifersuechtig,
hart, unempfindlich, und, wie Sie sich leicht einbilden koennen, in seiner
Frauen Kammermaedchen verliebt.--Ein solcher Mann ist gar zu verderbt, als
dass wir ihm eine schleunige Besserung zutrauen koennten. Der Dichter gibt
ihm eine Nebenrolle, in welcher sich die Falten seines nichtswuerdigen
Herzens nicht genug entwickeln koennen. Er tobt, und weder Juliane noch
die Leser wissen recht, was er will. Ebensowenig hat der Dichter Raum
gehabt, seine Besserung gehoerig vorzubereiten und zu veranstalten. Er
musste sich begnuegen, dieses gleichsam im Vorbeigehen zu tun, weil die
Haupthandlung mit Nikander und Philinten zu schaffen hatte. Kathrine,
dieses edelmuetige Kammermaedchen der Juliane, das Agenor verfolgt hatte,
sagt gar recht am Ende des Lustspiels: 'Die geschwindesten Bekehrungen
sind nicht allemal die aufrichtigsten!' Wenigstens solange dieses Maedchen
im Hause ist, moechte ich nicht fuer die Aufrichtigkeit stehen."
Ich freue mich, dass die beste deutsche Komoedie dem richtigsten deutschen
Beurteiler in die Haende gefallen ist. Und doch war es vielleicht die
erste Komoedie, die dieser Mann beurteilte.
----Fussnote
[1] "Misanthrope", Acte II, Sc. 4.
C'est de la tete aux pieds un homme tout mystere,
Qui vous jette, en passant, un coup d'oeil egare,
Et sans aucune affaire est toujours affaire.
Tous ce qu'il vous debite en grimaces abonde.
A force de facons il assomme le monde.
Sans cesse il a tout bas, pour rompre l'entretien,
Un secret a vous dire, et ce secret n'est rien.
De la moindre ve
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