Was hat diese Fabel mit der Fabel des "Verheirateten Philosophen"
Aehnliches? Die Fabel nicht das geringste. Aber hier ist eine Stelle aus
dem zweiten Akte des Campistronschen Stuecks, zwischen Dorante, so heisst
der Eifersuechtige, und Dubois, seinem Sekretaer. Diese wird gleich zeigen,
was Chevrier gemeiner hat.
"Dubois. Und was fehlt Ihnen denn?
Dorante. Ich bin verdruesslich, aergerlich; alle meine ehemalige
Heiterkeit ist weg; alle meine Freude hat ein Ende. Der Himmel hat
mir einen Tyrannen, einen Henker gegeben, der nicht aufhoeren wird,
mich zu martern, zu peinigen--
Dubois. Und wer ist denn dieser Tyrann, dieser Henker?
Dorante. Meine Frau.
Dubois. Ihre Frau, mein Herr?
Dorante. Ja, meine Frau, meine Frau.--Sie bringt mich zur
Verzweiflung.
Dubois. Hassen Sie sie denn?
Dorante. Wollte Gott! So waere ich ruhig.--Aber ich liebe sie, und
liebe sie so sehr--Verwuenschte Qual!
Dubois. Sie sind doch wohl nicht eifersuechtig?
Dorante. Bis zur Raserei.
Dubois. Wie? Sie, mein Herr? Sie eifersuechtig? Sie, der Sie von
jeher ueber alles, was Eifersucht heisst,--
Dorante. Gelacht und gespottet. Desto schlimmer bin ich nun daran!
Ich Geck, mich von den elenden Sitten der grossen Welt so hinreissen zu
lassen! In das Geschrei der Narren einzustimmen, die sich ueber die
Ordnung und Zucht unserer ehrlichen Vorfahren so lustig machen! Und
ich stimmte nicht bloss ein; es waehrte nicht lange, so gab ich den Ton.
Um Witz, um Lebensart zu zeigen, was fuer albernes Zeug habe ich nicht
gesprochen! Eheliche Treue, bestaendige Liebe, pfui, wie schmeckt das
nach dem kleinstaedtischen Buerger! Der Mann, der seiner Frau nicht
allen Willen laesst, ist ein Baer! Der es ihr uebel nimmt, wenn sie auch
andern gefaellt und zu gefallen sucht, gehoert ins Tollhaus. So sprach
ich, und mich haette man da sollen ins Tollhaus schicken.--
Dubois. Aber warum sprachen Sie so?
Dorante. Hoerst du nicht? Weil ich ein Geck war und glaubte, es liesse
noch so galant und weise.--Inzwischen wollte mich meine Familie
verheiratet wissen. Sie schlugen mir ein junges, unschuldiges Maedchen
vor; und ich nahm es. Mit der, dachte ich, soll es gute Wege haben;
die soll in meiner Denkungsart nicht viel aendern; ich liebe sie itzt
nicht besonders, und der Besitz wird mich noch gleichgueltiger gegen
sie machen. Aber wie sehr habe ich mich betrogen! Sie ward taeglich
schoener, taeglich reizender. Ich sah es und entbrannte, und entbrannte
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