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Polyphont bereits funfzehn Jahre regieret hat, laesst er die Unruhen in
Messene ganzer funfzehn Jahre dauern, und den Staat so lange in der
unwahrscheinlichsten Anarchie verharren. Anstatt dass, beim Maffei,
Aegisth von einem Raeuber auf der Strasse angefallen wird, laesst er ihn in
einem Tempel des Herkules von zwei Unbekannten ueberfallen werden, die es
ihm uebel nehmen, dass er den Herkules fuer die Herakliden, den Gott des
Tempels fuer die Nachkommen desselben anfleht. Anstatt dass beim Maffei
Aegisth durch einen Ring in Verdacht geraet, laesst Voltaire diesen Verdacht
durch eine Ruestung entstehen usw. Aber alle diese Veraenderungen betreffen
die unerheblichsten Kleinigkeiten, die fast alle ausser dem Stuecke sind
und auf die Oekonomie des Stueckes selbst keinen Einfluss haben. Und doch
wollte ich sie Voltairen noch gern als Aeusserungen seines schoepferischen
Genies anrechnen, wenn ich nur faende, dass er das, was er aendern zu muessen
vermeinte, in allen seinen Folgen zu aendern verstanden haette. Ich will
mich an dem mitte1sten von den angefuehrten Beispielen erklaeren. Maffei
laesst seinen Aegisth von einem Raeuber angefallen werden, der den
Augenblick abpasst, da er sich mit ihm auf dem Wege allein sieht, ohnfern
einer Bruecke ueber die Pamise; Aegisth erlegt den Raeuber und wirft den
Koerper in den Fluss, aus Furcht, wenn der Koerper auf der Strasse gefunden
wuerde, dass man den Moerder verfolgen und ihn dafuer erkennen duerfte. Ein
Raeuber, dachte Voltaire, der einem Prinzen den Rock ausziehen und den
Beutel nehmen will, ist fuer mein feines, edles Parterr ein viel zu
niedriges Bild; besser, aus diesem Raeuber einen Missvergnuegten gemacht,
der dem Aegisth als einem Anhaenger der Herakliden zu Leibe will. Und
warum nur einen? Lieber zwei; so ist die Heldentat des Aegisths desto
groesser, und der, welcher von diesen zweien entrinnt, wenn er zu dem
aeltrern gemacht wird, kann hernach fuer den Narbas genommen werden. Recht
gut, mein lieber Johann Ballhorn; aber nun weiter. Wenn Aegisth den einen
von diesen Missvergnuegten erlegt hat, was tut er alsdenn? Er traegt den
toten Koerper auch ins Wasser. Auch? Aber wie denn? warum denn? Von der
leeren Landstrasse in den nahen Fluss; das ist ganz begreiflich: aber aus
dem Tempel in den Fluss, dieses auch? War denn ausser ihnen niemand in
diesem Tempel? Es sei so; auch ist das die groesste Ungereimtheit noch
nicht. Das Wie liesse sich noch denken: aber das Warum gar ni
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